"Ehe für alle" - Ob nun wahltaktisch oder nicht, dürfte den Betroffenen unwichtiger als den Wahltaktikern sein. Da halte ich es mal eher mit den Betroffenen.

"Ehe für alle" ist dennoch beklopptes Motto, weil es
a) um die Gleichberechtigung homosexueller Ehelichkeit geht,
b) die Ehelosigkeit und Scheidung auch endlich kein Negativ-Attribut mehr ist - und auch nicht wieder werden soll,
c) Kinderehen, Geschwisterehen, Vielehen usw. sieht die Gesetzesreform nicht vor.

Gesetze sollten so heißen, was ihr Regelungsanliegen ist.
Ansonsten ist es Etikettenschwindel.

Glücklicherweise ist unser v.Michaelis nicht mehrheitsfähig, sonst wäre Eheschließung womöglich nur noch für attestiert Zeugungswillige und Zeugungsfähige ;-)

Lieber Joe B..., Widerspruch genehm? Hat zuweilen auch Gutes.

Zum "Stimmenfang":
In Anbetracht niedriger SPD-Umfragewerte hätte es die Bundeskanzlerin nicht nötig gehabt und riskiert eher Stimmenverluste an die AfD. - Das würde ich beklagen.

Zur "Wichtigkeit":
Vieles ist wichtiger. Aber wenn nun endlich genügend Stimmen für eine längst überfällige Reform beisammen scheinen, dann gibt es kein vernünftiges Argument, solche Abstimmung anzunörgeln.

Es gibt hingegen viele, viele Abstimmungen, bei denen andere Prioritätensetzung angebrachter wären.

LG aus Berlin

Der Slogan "Ehe für alle" könnte in Priesterkreisen für Irritationen sorgen.

Wenn ich ausschließlich Gesetze befürworten würde, die ich brauche, so wären grob geschätzt 99,934 Prozent aller Gesetze abzulehnen, aber ich mag auch mal anderen einen Gefallen tun.

@David Fliegel, was Heterosexuelle für Homosexuelle für "völlig ausreichend" erachten, kann so daneben sein wie das, was Homosexuelle für Heterosexuelle für "völlig ausreichend" erachten.

Auch in Menschenrechtsfragen kommen wir zwar nicht um demokratische Mehrheitsentscheide herum, aber es ist ein Dilemma, denn Menschenrechtsprobleme betreffen eben oft bloß Minderheiten.

Kinder mit gleichgeschlechtlichem Elternhaus gibt es längst jede Menge. Auch die werden es jetzt leichter haben, weil sich ihre Eltern "Ehe" nennen dürfen, was eben gleichberechtigter macht.
Der Unterschied zwischen "biologischen" und "familiären" Eltern ist bleibend und beschert oft genug Schwierigkeiten, aber der Unterschied wird sanfter - auch für die Kinder geschiedener Eltern.
Ich halte das für einen sehr wichtigen Aspekt.

@Nora, das Grundgesetz ist keine Heilige Schrift, sondern veränderliche Rechtsgrundlage. Und selbst Heilige Schriften lassen verschiedene Interpretationen zu, die wiederum dem Zeitgeist verwandt sein können.
Der Wortlaut des Grundgesetzes steht jedenfalls nicht dagegen, allenfalls die "historische Auslegung" und die bisherigen Auslegungen durch das Bundesverfassungsgericht. Ich wünsche, dass sie sich modernisiert.
Mir persönlich ist die Ehe weniger "heilig" als anderes im Grundgesetz, denn ich bereue meine unehelichen Liebschaften nicht, zumal sie kein signifikantes Unheil anrichteten - und jede "Ex" eigentlich froh sein kann, mit dolleren Typen als mir weiterzukommen ;-)

Anders meine Eltern, was für mich sicherlich bequemer war als für viele andere Kinder, die sich auf "neue Eltern" einzustellen hatten.
Und trotzdem war auch die Liberalisierung des Scheidungsrechts eine richtige Entscheidung - sehr mühevoll gegen viele Vorbehalte.

Und wer heiraten oder sich scheiden wollte, schaute wohl kaum ins Grundgesetz, sondern entschied eher "nach Lust und Laune", was die gemeinsame Rechtsordnung nachzuvollziehen hat, wenn die Gesellschaft danach verlangt - und daraus kein Nachteil zu befürchten ist.

Obendrein kenne ich einfach zu viele Reformgegner, die sowat von "ehe-inkompetent" sind, dass sie mal einfach auf ihrem eigenen Ehe-Acker zu schwitzen hätten, anstatt andere am gleichberechtigten Ackern hindern zu dürfen. LG

Ich mochte den Artikel von Johannes Gabriel nicht über 20 Zeilen hinaus lesen, denn sein Verlangen, wie Homosexuelle sich von Heterosexuellen auch hinsichtlich gesellschaftlicher Konventionen zu unterscheiden hätten, ist im wahrsten Sinne des Wortes "absonderlich", also eher geeignet, die Homosexualität gesellschaftlich zu diskreditieren.
Auf den Punkt gebracht: Was der FAZ-Gastautor als "Verrat" an Homosexuellen titelt und anprangert, ist sein Verrat an Gleichberechtigungsansprüchen.

@Frank W..., das Schwulsein qualifiziert den Autor nicht per se für den Kronzeugenstatus, den er sich mit dem "Alles, was wir sind" für seine persönlichen Vorstellungen anmaßt.

Balduin C. scheint zu glauben, es interessiere, ob er "verschwult" sei.
Muss er aber allein mit klar kommen.

Ja, sehe ich ooch so.

Stimmt nicht, was du von Schule und Suggestion erzählst, denn das Erziehungsziel lautet, dass Homosexuelle gleichermaßen Anspruch auf Glück und Liebe haben wie Heterosexuelle.
Übrigens würde ich auf unbewusste Bisexualität schließen, falls du ernsthaft glauben solltest, dass sich Menschen sexuell umpolen lassen würden/könnten. Mit mir war es trotz diverser Annäherungsversuche, zumal ich hinreichend ansehnlicher Bengel war, jedenfalls nicht möglich.

@Dieter, dem Planeten würde gut tun, wenn wenigstens die Hälfte der Männer und Frauen homosexuell wären, denn es wäre vermutlich mal endlich Trendwende von andauernder Vermehrung hin zu bloßer Fortpflanzung.
7,8 Mrd. Menschen sind reichlich viel, obendrein unsere Bedürfnisse inflationieren.

Aber das nur als Spruch gegen deinen, denn eine Homosexualisierung der Menschheit kann es aus biologischen Gründen entgegen aller Homophobie und Homoträume nicht geben.

Indes wird ein zivilisierter Bevölkerungsrückgang eher nur möglich durch Entwicklung von Sozialsystemen und Frauengleichberechtigung, um die im Vergleich zu früheren Epochen die geringere Kindersterblichkeit und höhere Lebenserwartung zivil abzufangen.