#16

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 01.07.2021 13:46
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

1. Ich war gegen den Afghanistankrieg, denn Anschläge von Terroristen dürfen kein Kriegsgrund gegen Staaten sein (Sarajewo 1914) und viele weitere Gründe standen dagegen.

2. Die Bundeswehr als Parlamentsarmee ist immer dann Selbstjustizarmee, wenn sie trotz fehlender Voraussetzungen von Notwehr und Nothilfe ohne Mandat der Vereinten Nationen gegen andere Staaten Kriege beginnt.

3. Ich freue mich über jeden heimkehrenden Soldaten und sorge mich um jeden Afghanen, der mit ihm kooperierte und deshalb nun ohne ihn um sein Leben fürchten muss.


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#17

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 01.07.2021 19:35
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Ein Trauertag wäre angebrachter, denn auch diejenigen, die diesen Krieg wollten, können in Wahrheit nicht zufrieden sein.


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#18

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 02.07.2021 00:02
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Muka B., ich war gegen den Afghanistankrieg - und die 20 Jahre rechtfertigen mir keine politische Empfangsparty, zumal wir das Land im Unfrieden verließen, aber dass mir deshalb die SoldatInnen "nichts wert" seien, würde auf mich nicht zutreffen und ist falsches Entweder-Oder.


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#19

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 02.07.2021 01:59
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Thomas W.: "mit welchem Ziel sind die Sowjets nach Afghanistan gegangen?"

@Thomas W., vieles klang ähnlich:
"Brunnen, Krankenhäuser und Schulen für Mädchen bauen" & dass gegen Terroristen gekämpft werde, die dem Westen Freiheitskämpfer waren und taffe Waffen gegen die Sowjets bekamen.

Die UdSSR hatte Afghanistan "nebenan", hatte es insofern leichter - und trotzdem Rückzug nach zehn Jahren, ohne dass die Resultate den Zielen näher gekommen wären.

Auch daraus zog ich andere Schlüsse als unser Entscheider - und ich bedauere, wenn ich recht behielte.


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#20

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 02.07.2021 16:23
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Thomas W., es ist zwar lange her, aber genau das waren die offiziellen und bis in den VN-Sicherheitsrat propagierten Motive Moskaus.

Das Offizielle genügt(e) zurecht bei weitem nicht zur Analyse, denn "auf dieser Basis" hätten ja Ost und West kooperieren müssen.

Stattdessen stand und steht den Kalten Kriegern die Rivalität um die Einflusssphären im Vordergrund:
Damals dem Osten mit der Sozialismus-Verheißung und dem Westen mit der Freiheitsverheißung.
Heute als Gegeneinander von Autokratie und Demokratie.

Und fast immer "ist etwas dran", aber auf keinem Terrain scheuten und scheuen sich die Rivalen, einander auch mit Terroristen & Schwurblern die Regimes zu destabilisieren und möglichst zu kippen, mit denen sie auf dem Parkett vorgeben, nichts gemein zu haben.

Auch das stimmt ein Stück weit, denn wer nach dem Schema "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" Politik macht, findet sich nicht selten als Feind solchen Freundes wieder, sobald der gemeinsame Feind erledigt ist.

So auch in Afghanistan geschehen. Die Freiheitskämpfer gegen die Sowjets entpuppten sich als

Als Konflikt- und Friedensforschung genügt bloße Analyse nicht, denn dafür sind der Ursachen - auch als "historische Gründe" - oft zu viele, nicht selten beliebig - und verstetigen Konflikte, zumal sich vieles Unrecht nicht rückgängig machen lässt, ohne neuerliches Unrecht zu begünstigen.

Will sich #Friedensforschung von Geschichtswissenschaft unterscheiden, so hat sie Wege zur Eindämmung von Konflikten und zum Frieden zu erarbeiten.

Daran fehlt es oft, denn die eigentlich leistungsfähigen Institutionen stehen trotz prinzipieller Freiheit von Forschung und Lehre schon finanziell sehr in Abhängigkeit von der mit Bündnissen und Rivalitäten verflochtenen Politik, wenngleich in demokratisch verfassten Ordnungen kritische Analysen nicht selten sind.

Aber sofern es jemand mit solcher Kritik überhaupt in die Nachrichten schafft, dann wird sie von der einen Seite als Unterstützer für den Feind verdächtigt und von der anderen Seite bloß für innenpolitische Rivalitäten instrumentalisiert, was sich außenpolitisch in Selbstwidersprüchlichkeit abbildet, wie mit der Teilnahme am Afghanistankrieg und der Absage an den Irak-und Libyenkrieg geschehen, alles ohne Beachtung des völkerrechtlichen Regelwerks, was Anarchie und Chaos bedient.

Zum Dilemma von #Friedensforschung:

Von mir gibt es immer wieder mal Friedenspläne, aber mit Ausnahme des Weltfriedensplans sind sie kaum je "proaktiv", sondern kommen erst, wenn es schon brennt - und taugen dann weniger, denn je dichter der Kugelhagel, desto schlechter lässt sich verhandeln.

Und wenn die Waffen wieder schweigen, genügt das auch mir zu oft, weil es noch oder schon wieder anderswo brennt, nicht allzu eskalieren darf usw., z.B. der Ukraine-Konflikt.

Die afrikanischen Bürgerkriege sind mir zu unübersichtlich, obgleich humanitär von höchster Relevanz und meine Familie auch dort (ärztlich) engagiert war, aber für den "Weltfrieden" riskanter sind die Rivalitäten der zwischen USA, China und Russland, der Taiwankonflikt, Kaschmirkonflikt, Nordkoreakonflikt und Nahostkonflikt, denn immerhin Atomwaffen "im Spiel".

Bei vielen Konflikten (Kaschmir, Taiwan) birgt auch das Kümmern Risiken, "schlafende Hunde zu wecken".

Aber fest steht mindestens:
1. Es wird überall zu viel gerüstet, zu wenig über gemeinsame Ordnung nachgedacht.
2. Zu viel politische Macht ist daraus, außen- wie innenpolitisch mit Selbstgerechtigkeit zu protzen und alle Rivalen übermaßen in die Tonne zu treten.


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#21

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 02.07.2021 17:03
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Und m.E. war das an die Taliban gerichtete "Ultimatum" zur Auslieferung Bin Ladens unseriös, weil mangels Verhandlungen, wie die Auslieferung zu bewerkstelligen sei.


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#22

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 02.07.2021 17:03
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

davon dürften wir uns wenig versprechen, denn sämtlich verstrickt wäre Selbstkritik Verstoß gegen die Staatsräson und würde die Allianz der Invasionsmächte in Regressprobleme bringen


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#23

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 02.07.2021 17:08
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

ja, auch ich hätte mich gerne eines Besseren belehren lassen, aber schon die ersten Bombardements machten zu deutlich, auf welche Fähigkeiten gesetzt wurde


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#24

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 07.07.2021 00:46
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

#Bilanz kommt von Waage mit zwei Schalen. Und das Wichtigste sind die Menschenleben.

Da liegen in der einen Schale die ca. 3.600 Leichen von Invasionsstreitkräften, in der anderen die nicht gezählten Leichen von sicherlich mehr als 20.000 Taliban schon in den ersten Wochen .

Und dann die Leichen zehntausender Zivilsten, die sich auf beide Waagschalen verteilen, wenn so gerechnet werden dürfte, aber der Krieg aus Anlass des 11.9. durfte gar nicht sein.

Ich mag die Opferzahlen nicht so gerne öffentlich schätzen, aber ist ein Teil unserer Schande, nur von den eigenen Toten zu sprechen.

Das ist keine "gemischte Bilanz", sondern schlimme Bilanz, dass nach 20 Jahren Krieg kein Frieden wurde.


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zuletzt bearbeitet 07.07.2021 00:52 | nach oben springen

#25

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 07.07.2021 01:04
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Christian T., mal nicht klagen, ohne vorher zu fragen, denn Polenz machte das schon mit Leitpost vom 30. Juni 2021 um 23:43 Uhr.

"Beschämt, wie spektakulär unwürdig das Unternehmen abgeschlossen wurde", würde auch ich sagen, allerdings darauf bezogen, dass 20 Jahre Krieg keinen Frieden brachten.


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#26

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 10.07.2021 00:38
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Dieter, so recht du hast, dass am Hindukusch nicht Deutschland verteidigt wurde, wie einst auch nicht in Stalingrad, so irrst du hinsichtlich BW-Auftrag, denn die BW durfte überhaupt nur aufgebaut werden, weil NAtO-Mitglied, wie die NVA nur werden durfte, insoweit sie Moskau verlässlich schien.

Dass zwischen Ost- und West-De die Front verlief, kommt deiner Interpretation allerdings entgegen, denn so ließ sich die Verteidigung der Blöcke den Deutschen als "Vaterlandsverteidigung" empfinden, empfehlen usw., im Falle des "Ernstfalles" übereinander herzufallen, wie es für klassische Vaterländler reichlich Tradition in Köpfen und Kriegskunst hat.


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#27

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 10.07.2021 00:50
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Jakob M., die 20 Jahre "Krieg gegen den Terror" bescherten der Welt weit mehr Terroristen, als hätten wir ihnen Gummibärchen statt Bomben auf die Köpfe geworfen.


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#28

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 10.07.2021 01:36
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Na ja, ich wäre erst gar nicht eingefallen, a) aus völkerrechtlichen Gründen, b) weil ich für unmöglich hielt, die waffentechnische Überlegenheit genüge zur Glaubwürdigkeit als Befreier.
Ich hätte den Taliban ein großzügigeres Ultimatum zur Auslieferung Bin Ladens gestellt und es auch ernsthaft verhandelt.
Aber wie hättest du es dir denn vorgestellt?


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#29

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 10.07.2021 13:03
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Thomas, den Dietmar H. kann ich nicht lesen, weil er mich irgendwann blockierte, denn er mag keinen Klartext, aber ich mutmaße, dass er schrieb, Polenz solle dann selbst Flüchtlinge aufnehmen. - Richtig geraten?

Es wäre schön, wenn ich falsch mutmaßte, aber es ist halt die "Logik" von Leuten, die zwar in eigener Not "Hilfe!!!" kreischen, aber gesellschaftliche Lasten für Notleidende nicht mittragen wollen.

Solche Egoisten sind die wahrlich "Asozialen".


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#30

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 14.07.2021 13:12
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Jamal C., genauer gesagt:
Der Krieg wurde völkerrechtswidrig begonnen, anschließend jedoch vom Weltsicherheitsrat mehr oder minder hingenommen. Dann besteht die völkerrechtliche Pflicht darin, dem Land eine friedliche Entwicklung zu gewährleisten, es nicht im Chaos zurückzulassen.

Ob diese WSR-Entscheidung die Völkerrechtswidrigkeit des Kriegsbeginns "heilte", ist völkerrechtlich umstritten, aber mir scheint zutreffend und überwiegende Meinung der Völkerrechtslehre, die Entscheidung diene lediglich der Schadensbegrenzung.

Auch das klappte nicht. - Aus vielen Gründen und vielseitigem Verschulden.


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