#31

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 14.07.2021 13:57
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Thomas, die völkerrechtliche Beurteilung von Auslieferungsansprüchen ist kontrovers, auch meinerseits ohne befriedigende Lösungsvorschläge.

Wahrscheinlich weißt du, dass die USA eigene Kriegsverbrecher nicht an den IStGH ausliefern, sondern dem Gericht sogar gesetzlich mit Gewalt für den Fall der Verhaftung von US-Bürgern drohen.

Die USA berufen sich (wie Putin) auf Souveränitätsrechte - und dann verbietet sich solchen Staaten schon nach Goldener Regel, von anderen Staaten auf derlei Rechte zu verzichten.

Und ja: Mit Taliban hätte verhandelt werden müssen, denn die Opfer des 11.9. rechtfertigten keinen Krieg, wie auch der Terroranschlag von Sarajewo nicht den 1. Weltkrieg hätte auslösen dürfen.

Das viel zu kurze Ultimatum, ohne es zu verhandeln - und vor allem, ohne es mit dem Weltsicherheitsrat abzustimmen, war Arroganz und reine Willkür eines schlechten Präsidenten mit zu viel Supermacht.

Als George W. Bush Afghanistan ins Fadenkreuz nahm - und viele Staaten anders Deutschland dagegen sprachen, sagte er wörtlich: "We really don't need anyone's permission!"
Das ist völkerrechtswidrige Selbstjustiz - und es hat keine Rolle zu spielen, ihm geneigter als den Taliban zu sein.

Denn wer in die Richtung marschiert, dass im Kampf von Gut gegen Böse alles erlaubt sei, macht sich mit dem Bösen gemein.


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zuletzt bearbeitet 14.07.2021 14:02 | nach oben springen

#32

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 14.07.2021 14:17
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Selbstverständlich freut es mich, wenn Bernd Seemann aus dem Koran bessere Schlüsse als die Taliban zieht, wie ich es mir auch von Christen und Juden im Umgang mit deren "Heiligen Schriften" wünsche, aber dass die Taliban "keinen Schimmer vom Islam" hätten, ist Quatsch.

Es gilt: Religionen können dem Guten nur dienen, insoweit es die Religiösen tun.


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zuletzt bearbeitet 14.07.2021 14:23 | nach oben springen

#33

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 03.08.2021 18:11
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Es wäre an der Zeit, den #Afghanistankrieg als FEHLER einzuräumen.
Ich veröffentlichte von Anbeginn gegen den Krieg - und war empört, dass von mir gewählte Parteien dem täglichen Bullshit eines George W. Bush militärische "Solidarität" zuteil werden ließen.

Nun mochte ich keinem Obama und auch keinem Biden das ohnehin schwierige Regieren der westlichen Supermacht noch erschweren, aber eigentlich hätten die USA mehr als alle Verbündeten alle Afghanen zu retten und aufzunehmen, denen jetzt Verfolgung droht.


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#34

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 04.08.2021 16:18
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

ein anderer Aspekt:
Wenn wir Afghanistan noch etwas Nettes tun wollen, dann schieben wir ihnen weder Straftäter noch Taliban ins Land.


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#35

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 04.08.2021 17:16
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Maghssudnia D.: "Die Grenze zu Pakistan müsste dicht gemacht werden, notfalls das Paschtunengebiet abtrennen und isolieren damit auch keine Kämpfer und Waffen nach Afghanistan gelangen. Das geht bestimmt nicht mit einer Mini- oder Kasernenarmee oder korrupten afghanischen Soldaten."

das versuchten die Sowjets von 1979 bis 1989 mit großer Armee - und desgleichen westliche Staaten von 2001 bis 2021. - Vergebens.

Desweiteren fragt sich, was an der afghanischen Armee "korrupter" sein könnte als an den Taliban und anderen Armeen.


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#36

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 04.08.2021 17:51
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Maghssudnia Dodi, allein die Amis hatten jahrelang 100.000 Soldaten drin.
Gemeinsam als ISAF waren es insgesamt ca. 140.000 Soldaten.
Plus 160.000 afghanische Soldaten.
So standen den Taliban ca. 300.000 Soldaten gegenüber.

Das würde ich nicht als "Miniarmee" bezeichnen   , überdies von Anbeginn des Krieges das Stärkste, was sich Politik militärtechnisch "konventionell" um die Ohren hauen kann.

Aber der eine Krieg war den Herren G.W. Bush, Blair & Co. nicht genug - und 2003 ging es gegen den Irak los.

Die Sowjets seien Afghanistan nicht willkommen gewesen, halte auch ich für wahrscheinlich, aber für die westlichen "Befreier" schlugen dann die Herzen so viel höher dann auch nicht.

Und das war nicht bloß vorhersehbar, sondern z.B. von öffentlich erklärt, woran es liegt, Unheil stiftend scheitern wird.

Afghanistan wird womöglich zum Vietnam, obgleich die Taliban im Unterschied zum Vietkong weniger Unterstützung seitens anderer Großmächte hatten.

Irak versank im Chaos - und hat Anteil daran, dass auch Syrien in Scherben fiel.

Je weniger den Menschen in solchen Regionen übrig blieb, desto weniger haben sie zu verlieren - und werden die Schuld nicht nur bei sich suchen.

Der "Krieg gegen den Terror" war falsches Konzept.


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#37

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 04.08.2021 18:06
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

ich wüsste gerne, was Abschiebung von Straffälligen konkret bedeutet >> wo finde ich ein Abkommen, in dem es geregelt wäre?
Werden die Kriminellen mal einfach so "entfesselt" auf Zivilbevölkerung los gelassen? Oder der afghanischen Justiz übergeben?

ich bin zwar nicht der grundgesetzliche "Souverän", denn im Unterschied zu Extremisten halte ich mich nicht für "das Volk", aber ein bisschen öffentlicher sollte es schon noch sein, auf welche Weise das Volk vertreten wird


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#38

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 04.08.2021 19:29
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Maghssudnia Dodi, die Ruinen-Städte beschaut, ähnelt zwar vieles, aber die Alliierten des 2. Weltkriegs hatten es in Deutschland nicht einmal ansatzweise mit einem Bürgerkrieg zu tun, sondern mit einem Völkchen, welches sich als "Herrenrasse" über alle anderen Völker mit Krieg her machte und nicht nur militärisch, sondern auch ideologisch scheiterte - und viele sich in einen Frieden des Miteinanders zurück sehnten.

Das ist ein riesiger Unterschied - zu vielen Kriegen mit Bürgerkriegsvarianten und Kolonialgeschichte.

Das heißt wiederum nicht, auch nur irgendein Land Diktatoren und Bürgerkriegen überlassen zu dürfen, aber die Voraussetzungen für Befriedung, Befreiung und neue Ordnungen müssen gegeben sein.

Die militärische Überlegenheit genügt dafür nur im Bunde mit Glaubwürdigkeit - im Minimum Kompatibilität. Und daran fehlt es dem Westen kaum weniger als es den Sowjets in islamischen Gesellschaften fehlte.

Wer diesbezüglich auf bloß taktische Allianzen setzt, wie sie sich in vielen Konflikten leicht bilden lassen - wie im Irak mit den Schiiten und gegen den Iran mit den Sunniten (Wahhabiten), mal gegen, mal mit Kurden oder Erdogan, der braucht reichlich Glück, um zu siegen und nicht nur die Rüstungsindustrie glücklich zu machen.

Die Alternative zum Chaos ist mit dem Völkerrecht beschrieben.

Wer das Völkerrecht spottet, weil im Handeln "interessengeleitet", der vergrößert das Chaos - und sei es für Menschenrechte, wenn darunter das Töten und Sterben zu verstehen wäre.


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#39

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 04.08.2021 22:18
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...-17458707.html?

@Jörg, und umgekehrt kaum weniger interessant, dass die Taliban mit Peking anbändeln mögen.

---------------------

Jörg Jung, ja, vielleicht war das sogar Motiv - oder könnte passieren, aber welche Schlüsse Peking aus dem Scheitern der sowjetischen und westlichen Afghanistan-Kriege zieht, ließe sich schwer prognostizieren.

Negativ überinterpretieren sollten wir diese Meldung nicht, denn es wäre schlimm für Afghanistan, den Kontakt zur Welt zu verlieren und immerhin auch Lerneffekte friedlicher Koexistenz möglich wären, denen innere Liberalisierungen folgen können. - "Theoretisch" 🙃


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#40

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 10.08.2021 11:48
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Der Krieg wurde verloren, weil begonnen. - Und was jetzt an Analysen kommt, gab es an Warnungen vor dem Krieg genug und hatte die Kriegsbefürworter nicht interessiert.
Und vergesst mal nicht, dass vielen hier die Taliban in Zeiten des sowjetischen Afghanistankrieges "Freiheitskämpfer" waren.


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zuletzt bearbeitet 10.08.2021 11:51 | nach oben springen

#41

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 11.08.2021 12:09
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

falls er 2001 für den Krieg war, soll er mal jetzt nicht lamentieren
-----------------
ich weeß es (bei ihm) ooch nicht, aber bei mir lässt es sich vom Tage der ersten Bush-Drohungen nachlesen, dass Terroranschläge kein Kriegsgrund sein dürfen - so wenig wie 1914
-----------------
seit Inkrafttreten der UNO-Charta steht auch der Verteidigungskrieg unter Vorbehalten,
a) der vielen Bedingungen des Notwehrrechts,
b) der WSR-Einbeziehung & Mandatierung
Letzteres ließ sich zwar nachholen, aber der Auftakt war völkerrechtswidrig, weil keine Notwehr war.


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zuletzt bearbeitet 11.08.2021 12:09 | nach oben springen

#42

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 15.08.2021 14:15
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Falls Rainer M. im Herbst 2001 vor dem Afghanistankrieg gewarnt hätte, dann dürfte er so reden. Ansonsten nicht.


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#43

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 15.08.2021 14:31
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

ich hatte vor dem #Afghanistankrieg gewarnt - aus wesentlich drei Gründen:
1. Terroranschläge dürfen politisch kein Kriegsgrund sein = eine Lehre aus dem 1. Weltkrieg.
2. Der lange und massive Afghanistankrieg der UdSSR hatte gezeigt, dass militärischer Überlegenheit kein Garant für Siege ist, wenn es an ideologischer Glaubwürdigkeit fehlt, wie sie auch dem Westen fehlte.
3. Der Krieg war völkerrechtswidrig, denn mangels eines laufenden Angriffs kein Akt der Notwehr und ohne UN-Mandat, wenngleich es später nachgeschoben wurde.


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#44

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 15.08.2021 16:50
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

vorhersehbare Tragödie - und wäre vermeidbar gewesen, wenn unsere Politiker begriffen hätten, dass die Taliban, die gegen die Sowjetarmeen noch als "Freiheitskämpfer" gefeiert wurden, sich dafür halten - und von militärischer Überlegenheit nicht vom Gegenteil überzeugen lassen


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#45

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 15.08.2021 16:58
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Auch mal an die Opfer der Zivilbevölkerung denken, denn wahrscheinlich das Hundertfache.


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