#1

Zusammengehörigkeit

in Sonstiges 29.05.2018 03:37
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

"Judentum gehört zu uns!" - und einige Leut' widersprechen, denen ich dann schrieb:

@Andree E.... auch ich bin Atheist, bin in allerlei Belang' sehr eigen, aber wie ich sein kann, hängt auch davon ab, wie andere sein können, so dass von Bedeutung ist, ob es neben dem Ich ein Wir gibt und wie verbindlich es uns ist.
Wir hatten Zeiten, in denen solches aufgeklärte Wir für ein rassistisches Wir aufgekündigt wurde. Viele machten mit. Viele kamen um.
Wann immer keine Wiedergutmachung sein kann, muss wenigstens Lehre sein, auf das pluralistische Wir zu bestehen.

Darum "gehören Juden, Muslime zu mir". Und neuerenfalls auch Jesiden, denen es unzumutbar wurde, in die Region der abscheulichen Verbrechen gegen sie zurück zu kehren. Darum beantragten sie jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft - und ich werde sie darin unterstützen.

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Ja, "gehören zu mir".
Gehörigkeit ist im Deutschen glücklicherweise nicht nur mit Eigentum konnektiert, sondern mit Verbindlichkeiten.

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Zugehörigkeit und Hörigkeit = zweierlei

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Also an diverse Diskutanten die Frage gestellt:
Seid Ihr der Auffassung, dass ich meinen protestantischen, katholischen, jüdischen, muslimischen Nachbarn, Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten mitteilen soll: "Ich gehöre nicht zu Euch und Ihr nicht zu mir."

Nun rede sich niemand damit heraus,
- dass man sich großzügig mir nicht einmische
- oder gar ich sooo egal sei,
denn mit beiderlei Antwort verrät sich, was es an Verrat in unserem Land gab.
Wahre Liberalität, wahres Soziales setzt Loyalität voraus, keine blinde, keine dumme, sondern bewusste, kritische, gelebte Loyalität.

Ich verstehe durchaus, dass Ihr nicht böse ticken möchtet, sondern liberal und fortschrittlich, aber Ihr seid auf dem falschen Dampfer, weil schlecht durchdacht, was es im praktischen Zusammenleben macht.

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NICHT VERÖFFENTLICHT:

Einerseits sehr jüdisch, denn liebe Mitschüler durften mich "Rabbi" nennen. Andererseits seit langem nichtjüdisch, denn Atheist.
Christen und Muslime sind jüdisch, auch wenn sie mitunter antisemitisch in die Nabelschnur beißen, aber ohne die alte Mama Judentum wären weder Christentum noch Islam.

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NICHT VERÖFFENTLICHT:

Warum befanden dann die Leute in der Nachbarschaft, dass es sie etwas angehe, wenn man mir aus politischen Gründen die Fenster zerstörte?
Ganz normale Leute gänzlich anderer Auffassungen, aber dass ich als Nachbar zu ihnen gehöre, machten sie durch Aushänge in ihren Fenstern deutlich. Das wurde verstanden, denn als wir Monate später eines Täters habhaft wurden, erzählte er, dass seine Gruppe wegen der Reaktionen so vieler Nachbarn keine weiteren Anschläge mehr ausführten und es deshalb nur noch belästigende Anrufe gab, von denen Nachbarn nichts mitbekamen.
Inhalt solcher Anrufe war bspw.: "Heute kommt deine Schlampe nicht nach Hause." - Für damalige Fangschaltungen zu kurz, für den Zorn nachhaltig, zumal wenn es in anderen Anrufen hieß: "Deine Schlampe verlässt den Hörsaal."

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@Andree. teils gebe ich dir recht, aber mit klein-feinem Unterschied. Dazu später, denn zunächst Widerspruch, weil "fundamental" ist, worauf sich etwas gründet:

Zur Frage, worauf sich eine freiheitliche Gesellschaft gründet, lautet die Antwort: Der Pluralismus ist uns fundamental.

Also ein Allerlei gegenseitiger Akzeptanz, worauf sich jeder sein Bekenntnisgebäude errichten kann.

Also viele Anschauungen - und die Welt ist mehr als alle Anschauungen von ihr. Darum forschen wir.

Und dann das Menschenbild, wie ernst wir es mit der Mitmenschlichkeit nehmen, was man darunter versteht, wie ernst man den Mitmenschen nimmt.

Nun wird es "kleiner, feiner Unterschied" sein, ob man sagt: "Du und auch Deine Religion gehören zu mir oder zu uns", denn zumindest "zu uns" würde ich aus Gründen des Pluralismus sagen.
"Zu mir" würde dann tatsächlich auch ich nur sagen, wenn ich Überzeugungen persönlich teile.

Aber zu unserer Gesellschaft "gehören" Kirchen, Synagogen, Moscheen und auch die entsprechenden Religionen.

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"Seid nett zu einander" 😜 ist vielleicht leichter zu kapieren als die intellektuelle Annäherung.
Aber die intellektuelle Fundamentierung ist tiefer und verlässlicher.

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@Dietmar, hmm, in dubio: du schmeichelst mir :-)

Falls nicht, dann klar gestellt: ich bin ganz sicher nicht fromm, aber eben auf Menschen angewiesen und die auf mich.

Wem bei leichter Kost vom Fache Weisheit das Essen hochkommt, ist entweder der Pubertät nicht entwachsen oder sollte zumindest im Hinterkopf plausiblere Gedanken haben.

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Hmm, Kramp-Karrenbauer war grad bei PHOENIX und richtig gut, während die "schöne Jelena" eher die Bedürfnisse von Leuten bedient, deren erotische Bedürfnisse Projektion brauchen.


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#2

RE: Zusammengehörigkeit

in Sonstiges 29.05.2018 06:36
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

@Hans S..., gehören die Kirchen zu uns, gehören die Synagogen zu uns? Die Moscheen?

Ich würde sagen: "Ja", denn zu uns gehören Christen, Juden, Muslime.
Es sind mir keine Fremdkörper, sondern Nachbarn, Freunde und Familie. Folglich gehören auch ihre Religionen zu uns,
- denn Religiöse ohne Religionen sind undenkbar,
- und sich die freiheitliche Gesellschaft auf dem Pluralismus gründet.

Das ist also ein Bekenntnis zu einem freiheitlichen Wir, also einem Mehr als dem Ich, so wichtig oder sogar wichtiger dem Einzelnen das Ich sein darf - und schadet nicht, wenn genügend Kräfte andersherum gewichten.

"Gehört zu mir" kann anders lauten als "gehört zu uns". Aber im Zusammenleben geht es netter zu, wenn trotz unterschiedlicher Weltanschauung gesagt wird: "Du gehörst zu mir und auch dein Glaube."

Die Welt ist mehr als alle Anschauungen von ihr. Darum forschen wir. Und die Blickwinkel das Mindeste, was wir kennen könnten.


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#3

RE: Zusammengehörigkeit

in Sonstiges 29.05.2018 13:20
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

unfertig

Ja, da hat die C-Generalsekretärin recht, denn "zu mir gehört es", denn so geprägt, wenngleich seit langem Atheist.
Die Zugehörigkeit ist anderes und mehr als es sich manche trödeln lassen, denn das Wir ist mehr als das Ich, so wichtig uns das Ich sein darf.
Das Judentum gehört zum Christentum gehört und zum Islam, wenngleich diese beiden jüngeren Religionen mitunter antisemitisch in die Nabelschnur beißen, denn ohne Judentum wären weder Islam noch Christentum. Allenfalls könnten


Trotzdem soll sich jeder persönlich anders definiere dürfen, meinethalben sagen, ich gehöre mit meinen Ansichten nicht zu ihm,
jemand gehöre mit religiösen nicht zu ihm,
aber wenn jemand über sich hinaus definiert, was "nicht uns gehöre", dann kann es falsch werden, denn die Geschäftsgrundlage der freiheitlichen Gesellschaft ist der Pluralismus.
So dass "zu uns (als Gesellschaft) Juden, Christen, Muslime, Atheisten usw. gehören",
wie "zu uns auch Kirchen, Moscheen und Synagogen gehören",
folglich auch die damit verbunden Weltanschauungen "zu uns gehören".

Unterscheiden lernen zwischen dem Ich und dem Wir: Im Ich ist Allerlei, im Wir ist mehr Allerlei. Das Ich kann sich vom Allerlei des Wir ausnehmen, aber es steht dem Ich nicht zu, das Wir ausnehmen zu dürfen.

Anders gesagt:

n, zu anderen womöglich nicht, aber "zu uns gehört es", denn wenn zu unserem Land Juden gehören und Synagogen, die nicht wieder brennen sollen, dann gehört das Judentum zu


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#4

RE: Zusammengehörigkeit

in Sonstiges 29.05.2018 13:38
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

Ja, @Hans S., ich glaube auch, dass entweder noch immer nicht genau genug durchdacht und/oder faulen Kompromiss gemacht. - In dubio für erstere Variante.
In der eigenen Verwandtschaft macht es trauriger und zorniger, denn so oft erklärt - und so oft es verstanden schien, dass zum Wir mehr gehört als zum Ich, so rasch wird es wieder vergessen.


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#5

RE: Zusammengehörigkeit

in Sonstiges 03.12.2018 13:36
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

Lieber Herr Rodert, es ist Ihnen unbenommen, eine Liste Ihrer Vereinsmitgliedschaften dem Ausweis beizulegen, damit der Phantomschmerz einer unvollständigen Identität nachlässt.
Mein Bekenntnisstatus geht indes keine Behörde etwas an, denn die Entscheidungen hängen von Berechtigungen ab, wie sie sich aus allgemeinen Gesetzen ergeben und keinerlei Privilegierungen und Diskriminierungen aus weltanschaulichen Belangen zulassen.


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#6

RE: Zusammengehörigkeit

in Sonstiges 02.01.2019 00:19
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

@Peter T., die Currywurst wurde in den Fünfzigern epidemisch. Ob dann auch die "politische Currywurst" zu Deutschland gehört, würde ich mal davon abhängig machen, ob ordentlich serviert oder vor den Latz geknallt, denn das "gehört sich nicht". Weder in Deutschland noch anderswo.
Meine Frau und zahlreiche Freunde sehen sich jedoch lieber anders bedient, weil Vegetarier, Koschere usw.

Ähnlich mit dem Islam: Nett einbracht, isser nett. Wenn böse, dann böse usw., aber Logik ist nicht jedermanns Banalität.


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