Nebenbei:
Vor 20 Jahren - am 14.1.1999 - starteten wir mit der provokativen Domain www.zigeuner.de eine Website, die vorrangig antiziganistische Vorurteile abräumte, die Verfolgungsgeschichte dokumentierte und beides in Forderungen umsetzte.
Innerhalb weniger Wochen fanden sich viele Sinti, Roma und Jenische als Mitstreiter ein, aber selbstverständlich auch welche, denen es so gar nicht gefiel, dass solche Domain überhaupt existierte und dann auch noch zum Treffpunkt vieler Tausend Menschen wurde, die sich dort in Foren und Chats über persönliche, politische und "interne" Probleme austauschten und zuweilen heftig stritten.
So flogen alle Dokus und Romanes-Vokabular von der Seite, die von Sinti verfasst waren, aber sich andere dran störten, es verschaffe zu tiefe Einblicke und gefährde das Ansehen.
Die Autoren (bis auf einen) knickten ein, die Website verflachte - und war schließlich nur noch "Community".
Nicht tragisch, denn der Bedarf an Community war gerechtfertigt groß - und mir weniger Arbeit als in den politischeren Anfängen.
So überholt manches Mal das Leben und hängt die gesteckten Ziele ab.
Vielleicht irgendwann eine Wiederkehr des ursprünglichen Anliegens, denn inzwischen ist wegen der vielen "sozialen Netzwerke" auch dieses Projekt der Initiative-Dialog schon lange nicht mehr so wichtig für die Community-Bedarfsdeckung.
Und man sollte es neu anfangen, wenngleich nicht mehr orientiert an den arbeitsintensiven Maßstäben der Initiative-Dialog, aber wenigstens auf den "Empfängerhorizont" von Zigeunerhassern abgestimmt.
"Websites für Humanisten" braucht es zwar auch, denn sie zu bestärken, kann nicht schaden ;-) , aber man muss die Gegenseite erreichen - und für effizientes Abräumen von Vorurteilen muss man sich den Gegnern und Vorurteilen auch tatsächlich stellen.
Nicht in deren Communities. Das bringt nie Erfolg, weil sich dort die Dummheit gegenseitig zu viel Rückhalt bietet.
Sondern auf eigenen Seiten mit provozierenden Texten und ein bisschen Spielraum für die Hasser, denn wenn man sich nicht angreifbar macht, dann kommen die nicht. Und können nichts lernen.
Und in jederlei sonstige Adressaten-Richtung braucht es Klarheit aus der bitteren Erfahrung, dass auch die beste Kenntnis vom Völkermord und den Vernichtungslagern nicht zur Überzeugung genügt, wie gefährlich Vorurteile sind und deshalb duldendes Schweigen unstatthaft zu sein hat.