Mit dem Begriff "Relativeren" wird zu oft Unfug getrieben, wenn ausschließlich als "Verharmlosung" kolportiert.
Handkes Schriften und Positionen sind mir zu unbekannt, um ihn beurteilen zu können, aber die Kritik an ihm weist Stereotype auf, wie ich sie häufig auch im Hinblick auf den Jugoslawienkrieg zurückwies,
weil dort nach meinem Eindruck "Böse Bösen gegenüber standen" und daraus einen durch nichts zu rechtfertigenden Krieg veranstalteten.
Meine "Relativierung" verharmlost keinen Milošević, sondern behauptet stattdessen, dass die völkisch-nationalistische Skrupellosigkeit allseitig war und multikulturelles Zusammenleben in den Abgrund "ethnischer Säuberungen" riss.
Dass interveniert wurde, forderte ich einerseits, aber in Methoden und Zwecken nicht zur Zerschlagung Jugoslawiens, nicht zu Zwecken der Kleinstaaterei, die besonders durch die dt. Politik Vortrieb bekam.
Mir scheint also, dass die Kritik an Handke ähnlicher Art ist, wie sie damals allen beschieden war, die völkerrechtlich anderes Vorgehen forderten, aber letztlich in den Entscheidungen unterlagen.
Immer wieder machen viele den Fehler, dass Gegenrede zu Entscheidungen sogleich Entscheidung für den Feind auf dem Schlachtfeld sei.
Solange wir demokratisch verfasst sind, müssen für den politischen Diskurs andere Regeln gelten als auf dem Schlachtfeld militärisch vonnöten.
Schlimm genug, dass auf dem Schlachtfeld andere Regeln gelten, wie "geschlossene Reihen" usw., aber man darf es nie in Gesellschaft verlängern, wie es jedoch zu allen Zeiten Bellizisten betrieben, die Kritiker des "Verrats" zu verleumden, als "unpatriotisch" usw.