Nee, da labert Precht Quatsch, wie es Menschen in ihrer oft kollektiv gepflegten Überheblichkeit gegenüber anderen Lebenwesen gefällt.
Sowohl Liebe als auch Sexualität und Vermehrung sind unterscheidbare Geschichten, mal mit, mal ohne Überschneidungen, in unüberschaubar vielen Varianten.
Unüberschaubarkeit ist nicht gleichbedeutend mit "Unordnung".
Die Liebe kann Paarliebe sein,
kann Liebe zu uralten Eltern sein, die ohne Liebe nur noch zur Last fielen,
kann Liebe zu vielen Sexualpartnern sein oder sexlos bloß zärtlich, bloß herzlich, gesteigerte Freundschaft, gesteigertes Verantwortungsgefühl.
Liebe und Leidenschaft können sich verqueren oder sich aus dem Wege gehen.
Liebe kann einseitig sein, mal egoistisch oder altruistisch überwiegen, viele Menschen sind ohne Glück in der Liebe oder "verhungern" bzw. deprimieren durch Lieblosigkeit - und vieles mehr. Gleichwohl ist die Liebe kein allgegenwärtiges Phänomen und scheint nur Teilen der Natur vorbehalten.
Das macht die Liebe nicht "unordentlich", sondern "vielfältig".
Demgegenüber ist der Hunger nicht "ordentlicher", denn wo Auswahl, da gibt es Bevorzugung, wie oft auch die Entscheidungen der Paarliebe, es sei denn, jemand wäre auf Übriggebliebene verwiesen.
Desgleichen Vielfalt hinsichtlich Sexualität, die auch vielen Tieren nicht bloßer Vermehrung dient, sondern eigene Qualitäten hat.
So poppen meine 10 Kleinpapageien, sowohl die Hähne als auch die Hennen, viel öfter mit den Stofftieren und kuscheligen Tüchern als mit ihren festen Partnern, weil ihnen die Selbstbefriedigung komplikationsfreier als die meist vorspielbedürftige, kooperative Befriedigung ist.
Trotzdem würde jeder unserer 10 Kleinpapageien jämmerlich zugrunde gehen, wenn sich der Partner dauerhaft abwendet und sich niemand für die Zweisamkeit erobern ließe. - Das erlebten wir oft und vereinsamte Tiere verloren ihr Leben.
Auch Prechts weitere Sprüche, wenngleich beklatscht, stehen meinen Natureindrücken entgegen.
Precht gefällt mir oft, weil er sich in vielen Fragen um neue, zugleich verständliche Antworten müht und nach Prinzipien sucht, aber er macht zuweilen den Fehler, Prinzipien zu wenig im Bezugsrahmen zu sehen, dem sie gebunden sind.
Ich mag "Steile Thesen", aber ich mag halt auch die Relativität von allem, daraus und darin die Dialektik.