Ul Schmi, drei Gebraucht-Bücher für 16,22 € inkl. Versand - darf ich
Auf Nr.3 gebe auch ich nicht viel, zumal keine Leuchte und ohnehin alles Autobiografische immer auch Märchenstunde ist, aber Biografien halt oft nicht besser.
Aus mir noch nicht gänzlich geklärten Gründen setze ich mich jedoch lieber mit den Märchen eines Politikers auseinander als mit Märchen über Politiker.
Das schaffe ich nur selten komplett. Das Leben ist zu kurz. Und ich lese zu langsam. Falls möglich, dann Kapitel, zu denen ich eigene Wahrnehmung zum Vergleichen habe, womit sich über das Weiterlesen entscheiden lässt.
Valentin Falin liest sich erwartungsgemäß klasse. Er war ja so eine Art diplomatischer James Bond schnellsten Denkens und argumentiert auch in diesem Buch gut. - Trotzdem kann er irren, dass die Geschichte anderen Verlauf genommen hätte, wenn anders probiert worden wäre. Nach Generationen zu wenig Sowjet im "Sowjetmenschen".
Obendrein gab es m.E. auch für seinesgleichen keine Ebene für verlässliche Information und auch nicht für verlässliche Diskussion, denn zu durchseucht von Misstrauen.
Das Misstrauen schien mir weniger aus den gleichwohl wabernden Rivalitäten als vielmehr aus der enormen Unsicherheit, in die man sich über sieben Jahrzehnte mit Wahlergebnissen um die 99,9 % ohne Streitkultur selbst gebracht hatte.
Die Akteure wussten nirgends und nie, wozu ein "offenes Gespräch" führen könnte, ob "Prüfung" und Falle oder einer Problemlösung dienend.
Vor 1985 war es für Funktionäre leichter, denn mit dem gemeinsamen Text - und war der auch noch so fern von Realitäten, aber schön simpel, weil "Klassenstandpunkt" - von ganz oben - und die Widersprüche gehörten dazu - seien Triebkraft auf bestem Wege.
Gutes Gewissen war trotzdem, denn (fast) allen Genossen ein Selbstverständnis der Machtteilhabe - und gegen Kritik, denn Kritisieren sei leichter als Regieren. - Nur stimmte das nicht, denn dann hätte man sich viel Inlandsgeheimdienst sparen können.
Dat alles gestand Gorbatschow mit dem April-Plenum 85 so plötzlich so weitgehend und öffentlich ein. Und es traf mir zu. - Mit solchem Vorurteil lese ich alle RealSoz-Rückblicke Daraus Mühe mit verbliebenen Erwartungen.
Vorurteile sind mächtig, auch wenn man sich ihrer bewusst ist.
Sei es drum - Valentin Falin lese ich mit Interesse & Vergnügen - habe dabei nicht das Gefühl, es mit dem kritischen Abstand, der immer wichtig ist, zu übertreiben.
Lb. Ul Schmi, allemal DANKE für den Lesetipp