Strauß war blitzgescheit, aber kein Netter, kein Guter. Und seine kessen Sprüche fast immer den Stammtischen näher als der Wahrheit.
Dass Laschet sich mit solch' Strauß-Sprüchli der CSU einschleimen möchte - und allen bewusst sein dürfte, dass es nur verulkend gemeint sein kann, rechtfertigt dennoch Widerspruch - auch Ihrer SPD-Beurteilung gegenüber:
- Die Teilnahme am Kalten Krieg und Wiederbewaffnung der beiden deutschen Staaten mag ich nur verzeihen, insoweit es an Souveränität fehlte, aber das nimmt nicht aus eigener Verantwortung dafür, dass sogenannte und tatsächliche "Brüder und Schwestern" aufeinander anlegten, ohne Murren, dass Deutschland in den Strategien der Blöcke zum Schlachtfeld erkoren wurde.
- Der SPD vor Godesberg die Soziale Marktwirtschaft abzusprechen, ist falsch, denn nahezu alles, was die Marktwirtschaft sozialer machte, war auf Drängen von SPD und Gewerkschaften.
Und vorher?
Die SPD stimmte gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz.
Die Zentrumspartei brachte der NSDAP die für dieses Gesetz erforderliche Zweidrittelmehrheit, weshalb sie sich später als C-Partei neu gründete, was aus jüdischer Perspektive nach Shoa durchaus kritisch zu sehen ist, wie auch heute, denn wenn Parteien nicht auf religiöse Neutralität verpflichtet sind, dann ist auch eine Muslimpartei nicht mehr weit. Und ich mag nicht, wenn Religionen die Gesellschaft politisch spalten.
Und später?
Brandts Ostpolitik fand ich richtig. - Und dafür gab es immerhin den Friedensnobelpreis. - Von Unionspolitikern schlimmste Schmähungen.
Und die letzten Jahrzehnte?
Ich verzeihe der SPD (und den Grünen) die Teilnahme am Afghanistankrieg nicht, denn völkerrechtlich, militärisch, historisch und politisch falsch. Aber auch die Unionsparteien machten ihn mit.
Und dann 16 Jahre Gr. Koalition. - Falls das ein Fehler war, dann für die Unionsparteien nicht minder.
Vieles wurde richtig gemacht, vieles falsch, aber schlimmer geht immer, besser allerdings auch.