Wolf Ackne, ja, das Problem sehe ich auch, aber mich betreffend ist es ja wirklich so, dass ich aus Perspektive von Friedensforschung und Analyse vieler Kriege ganz anders schlussfolgere als es die politisch entweder verteufelnden oder verharmlosenden Spekulanten tun.
Meine "Kriegserklärung" lautet:
Sobald ein Skrupelloser sich militärisch für befähigt hält, seine Wünsche durchsetzen zu können, genügt es für den Krieg - zumindest aus den Startlöchern.
Deshalb folgende Schritte:
1. Wenn eine Verstimmung so groß, dass eine Seite Truppen auffährt, dann hat sofort militärische Reaktion zu sein, die Verteidigung in einem Maße zu organisieren, die theoretisch sogar stärker sein muss, um Überraschungsmomente verarbeiten zu können.
Im solch' theoretischem Muss von Überlegenheit kehrt sich allerdings die Kriegsgefahr aus Perspektive der anderen Seite unvermeidlich um.
Diesem Dilemma irgendwann mal richtig beizukommen, braucht es halt reichlich Schritte, wie in meinem Weltfriedensplan beschrieben.
Je weiter davon entfernt, desto mehr bleibt es der militärischen Notdurft mit allen Irrtumsrisiken verhaftet, wie jetzt hier weiter beschrieben:
2. Nicht mehr vorrangig, sondern parallel dazu ist die Diplomatie zu intensivieren, dem potenziellen Aggressor gleichmäßige Rückbeorderung anzubieten.
Das fand nicht statt, weil der eigene Aufmarsch fehlte.
Vielleicht war er ja auch unmöglich.
Nicht verwechseln, denn das ist eine ganz andere Diplomatie als jene, von der es m.E. in den letzten Wochen dem Krieg genügend gab, dass im Wege von Sanktionsdrohungen und Kompromiss-Signalen auf nettere Zähmung spekuliert wurde.
Diplomatie - richtig einordnen:
a) Diplomatie hat gegenüber dem Militärischen nur solange "Vorrang", wie das Militärische fern liegt.
Dann lässt sich suchen nach Kompromissen oder der Streitentscheidung im Rahmen der UNO.
b) Sobald sich das Militärische in den Vordergrund rückt, kann das Diplomatische nur noch begleiten und Wege zur Deeskalation vorschlagen.
c) Der absolute Vorrang gegenüber der Diplomatie und dem Militärischen gebührt dem Völkerrecht.
Solcher Vorrang sagt sich leicht, aber hat Tücken:
c1) Eine Tücke ist, dass unserem völkerrechtlichen Instrumentarium viele Normen fehlen, woraus sich die Völkerrechtssubjekte häufig genug falsche Erlaubnisse konstruieren, indem sie ihre "Interessen" nicht auf Berechtigung nach Kants kategorischem Imperativ hinterfragen.
c2) Weitere Tücke ist, dem Völkerrecht an Autorität fehlt, weil keine organisatorischen Konsequenzen gezogen wurden.
Dennoch hat das Völkerrecht Richtschnur zu sein. Wer es mit Fingerzeig auf Völkerrechtsbrecher aufgeben mag, ist nicht besser als der.
3. Für einen Kurswechsel in Richtung verschärfter Ukraine-Verteidigung braucht es mindestens Rückkopplung durch weitere UNO-Sonderversammlung, auch wenn dann weniger Zuspruch als bei der vorherigen zu erwarten wäre.
Aber vielleicht käme es ja auch anders, denn Putins Zerstörungswerk sollte ja Grund genug für Kursverschärfung sein.