Ruprecht Polenz, Ihre Kommentierung unterstellt dem Appell eine Verharmlosung Putins, die es nicht war, sondern eine Perspektive integrativer Russlandpolitik forderte.
Wenn ich kommentiere, dass ein Appell "nichts Falsches" sage, dann heißt es längst nicht, dass er "richtig" oder "gut" sei, denn anders als in der Mathematik ist Politik aus Berücksichtigung von PsychoLogik "richtiger" oder "falscher".
Und was Putin mit seinem Krieg auf brutalste Weise in Szene setzt, bedient sich ideologischer Muster, wie sie auf unserer Seiter ebenfalls zu beklagen sind, nur umgekehrt.
>> Die Widersprüche zwischen kulturalistischen Selbstverständnissen für Nationalistisches und nun jahrzehntelang auch für NATO-Hegemoniales zu nutzen.
Kiew >>war<< "die Wiege Russlands" - und das >>ist<< Kiew in vielen Köpfen von Russen geblieben.
Das blenden Sie aus, obgleich Sie als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde genau wissen, wie nahe sich Ukrainer und Russen national, religiös und ethnisch sind. - Anders als die Balten.
Die Entfremdung vieler Ukrainer gegenüber Moskau ist erheblich daraus, sich vom Krieg Nazi-Deutschlands erhofft zu haben, das Joch Stalins Tyrannei loszuwerden.
Überhaupt ist der Drang zu mehr Selbstbestimmung nahezu ein Naturgesetz all jener, die nicht das Machtzentrum innehaben - verstärkt in dem Maße, wie sich das Machtzentrum mies aufführt.
Das Machtzentrum Russlands war über die Jahrhunderte auf Wanderschaft, kam aber nicht wieder nach Kiew zurück. - Das entfremdete unter den Zaren und dann zu Sowjetzeiten.
Es gibt Möglichkeiten, die Geschichte anders und wahrheitsgemäß zu interpretieren und damit die Verständnisse positiv zu fördern.
Es war ja nicht Gorbatschow, der nach heutigen Putin-Lügen aus Nachgiebigkeit gegenüber dem Westen die Ukraine von Russland abspaltet habe.
Stattdessen beerbte Putin den Egomanen Jelzin, der in einer Nacht- und Nebelaktion die Sowjetunion auflöste, um Gorbatschow den Kreml zu nehmen.
Seither ist die Ukraine kein "Russland" mehr und das Gezerre dominierte, anstatt die Ukraine als Bindeglied zwischen Moskau und dem Westen zu fördern.
Bessere Politik wäre nicht leicht geworden - und überhaupt ohne jede Garantie, aber die Widersprüche zu fördern, war geopolitisch offenbar zu große Versuchung - und daraus ist Garantie für die Verschlechterung von Beziehungen und für Putins kruden Rückhalt im russischen Volk.