#1

Beschneidung

in Sonstiges 29.05.2017 01:17
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

@Ahmed A..., ruhig in solchen Debatten erwähnen, dass es Beschneidung auch bei Christen gibt. In meiner Familie war es jedenfalls bis in die Siebziger normal. Mir ist kein Fall bekannt, in dem deswegen Kinder gegen die eigenen Eltern hätten eine Klage nachreichen mögen ;-)

Und meine Familie spekuliert sich 1.200 Jahre zurück kreuz und quer durch alle Welt, während viele von diesem rechtsextremistischen Gesockse kaum den eigenen Papa kennt, geschweige denn die "Heldentaten" ihrer Großväter.

Wir brauchen uns von solche Kindsköpfen nicht erzählen zu lassen, was unsere Kultur sei oder zu sein habe, denn wer sich mit Kultur nicht auskennt, sollte besser die Klappe halten.


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#2

RE: Beschneidung

in Sonstiges 19.08.2018 00:54
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

Hmm, @Sanna, ich bspw. wurde beschnitten - aus religiösen Gründen. Kaum zwei Jahrzehnte später hätten es meine Eltern nicht mehr gemacht.
Ich fand es wegen der religiösen Begründung und Schmerzzufügung bekloppt, aber überhaupt nicht aus ästhetischen oder organischen Gründen, denn den Fummel braucht es entgegen kastrationsängstlichen Vorstellungen zu keinerlei Zweck, allenfalls zu hygienischem Mehraufwand.
Aber ich kam nie auf die Idee, meine Eltern verklagen zu wollen - und wäre damit sehr wahrscheinlich auch ein Einzelfall.

Jungenbeschneidung ist sehr schmerzhaft, aber die Mädchenbeschneidung viel schmerzhafter und gefährlicher, so dass es sich kaum vergleichen lässt.

Deine etwaige Interventionsbereitschaft mag gut gemeint sein, aber da müsstest du mal genauer werden - und wohl besser auch mal solche Gesellschaften kennenlernen, in denen du durchgreifen möchtest. Wahrscheinlich würdest du dann erahnen, dass gesetzlicher Kinder- und Mädchenschutz auch gesellschaftliche Einsichten durch Aufklärung braucht, damit du nicht zur kinderschützenden Völkermörderin wirst.

Ist nicht böse gemeint, aber sehr ernst, denn mir begegnen insbesondere in der Islamdebatte lauter "Aufgeklärte", die weder in der eigenen Biographie noch in ihrer Ahnenkette irgendetwas mit Kinder- und Frauenrechten vorwärts brachten - und sich nun als Zwangsaufklärer aufspielen.


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zuletzt bearbeitet 19.08.2018 00:57 | nach oben springen

#3

RE: Beschneidung

in Sonstiges 12.12.2018 14:53
von Markus Rabanus • 10.087 Beiträge

@Wolfgang Gourgé, einerseits freut es mich, dass Menschen sich um Wohl und Wehe anderer Menschen sorgen, denn zu oft fehlt es daran, andererseits maßen sich Menschen eine Fürsorge für andere Menschen an, die es so jedenfalls nicht möchten.

Zumindest sollte es den wirklich interessierten Vorhautaktivisten verblüffen, dass die Beschnittenen wenig bis gar keine Aktivitäten entfalten, die eigenen Eltern mit Strafgesetzbuch und Schmerzensgeld auf den Pelz zu rücken.

Um Missverstand zu begegnen:

Ich bin Gegner religiös motivierter Beschneidung, zumal ich aus eigener Erfahrung um den wochenlangen Schmerz solcher Verwundung weiß, wie er nicht nur bei Juden, Muslimen, sondern auch in christlichen Kreisen vorkommt, die sich aus 1. Mose 17,10 dazu verpflichtet glauben, "ein Zeichen des Bundes" zwischen Gott und seinem Volk setzen zu müssen.

Doch der Schmerz vergeht und von Belang für den Jungen ist dann sehr wohl auch, dass der Ritus keine Bestrafung sein soll, sondern feierlicher Akt, der trotz des Schmerzes Stolz für "Bund" und die Fähigkeit zur Leidtragung bedeutet wird.

Aus meiner heutigen Perspektive ist es archaischer Opferkult - und mir persönlich widerwärtig, aber eben aus meiner persönlichen und heutigen Perspektive, aber es meinen Eltern übel zu nehmen, die "es so gut meinten", mag ich deshalb nicht grollen, sondern halte es für ein Problem fehlender Aufklärung über Traditionen und Religionen an sich.

Und das "Zeichen"? Also die fehlende Vorhaut? Kein Junge kommt unter den Duschen nach dem Sportunterricht umhin, dass "verglichen" wird, auch wenn alle unbeschnitten wird.
Ohnehin macht Vorhaut allenfalls "Länge" im Zustand von Entkräftung, also nicht im wettbewerbswirksamen Bestimmungszustand.
Dass es kürzere und längere gibt, macht manchen traurig, manchen froh, aber allen Gerüchten zum Trotze ist auch der Nackte nicht bloß aus Penis, so dass sich zumindest für mich auch das "Zeichen" ertragen ließ, wenngleich es mitunter die Nichteingeweihten irritierte, was jedoch auch nicht immer schlimm ist, irgendwie "besonders" zu sein.
Jedenfalls waren meine Mitschüler diesbezüglich rücksichtsvoll oder respektvoll genug, um mir Schmähungen zu ersparen.

Und die Frauen? Wie sie auf das "Zeichen" reagieren?
Da kann ich nur spekulieren, denn ich ließ es an Fragen fehlen - und sei es, weil ich nicht allen Antworten traue und Verlegenheiten meiden wollte. - Jedenfalls auszuhalten, solange es mir wichtig war.

Und die Lust? Sorge um erogene Effekte? - Wieder fehlt es an eigener Vergleichserfahrung, denn früh beschnitten, aber ich wünschte mir in jüngeren Jahren eher, dass es endlich "nachlasse", denn mir schien die Lust auf Sex uns Jungs gegenüber ungnädig verteilt, wenn Mädchen mehr Wert auf ehrliche Zärtlichkeit legten. Solches Schicksal teilte ich jedoch auch mit dem unbeschnittenen Bekanntenkreis, wie oft leicht zu erkennen war und nicht selten erörtert.

Kurzum: Ein Aufklärungsproblem
- sowohl in Richtung der religiösen Übereiferer, die Opferkulte kritischer zu sehen
- als auch in Richtung der Vorhautschützer, dass sie das "Problem" nicht überschätzen und zum Höcke mit Männlichkeitsdefizitsparanoia werden.

Ich hoffe, es war horizonterweiternd ;-)


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