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  • Ukraine-KriegDatum25.10.2022 17:39
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Ukraine-Krieg

    Ich glaube nicht, dass die unterschiedlichen Perspektiven aktuell irgendwie zu vereinen sind. Das Gespräch zeigt m. E. eben auch gerade den Abgrund, den die Kriegserfahrung aufreißt. Der Krieg schafft offenbar eine eigene Realität, und er zwingt sie den Betroffenen auf: Die Entstehung dieses WIR-Kollektivs der Angegriffenen, die Entdifferenzierung aller Weltbezüge zum Freund-Feind-Schema, die Unbedingtheit aller Überlegungen, die "Spitzung" der Emotionen, wie Frau Maljartschuk das beschreibt, die Unfähigkeit zur Distanznahme, die traumatische Verwicklung in das Geschehen: Das sind alles die offensichtlichen Folgen dessen, was der Krieg anrichtet. Das ist nicht neu, und es ist vielfach beschrieben, jedoch ist es wichtig, es zu verstehen: Der Krieg schafft nicht nur physische Opfer, sondern es fallen mit ihm auch die persönlichen Gewissheiten und die zivilisatorischen Ordnungsmuster. Das zu verstehen: Dabei hilft das Gespräch schon, wenn auch die Traumatisierung bei denen vermutlich nochmal größer ist, die der Zerstörung unmittelbar physisch ausgesetzt sind. Wir hingegen kennen den Krieg weiterhin nur aus dem Fernsehen oder bestenfalls aus den ihrerseits propagandistischen Schnippseln auf Tryxa.

    Auch zeigt das Gespräch, welchen impact die Opferperspektive hat: Es sind ja nicht nur die Volten der Gesprächsführung oder die fragwürdigen Einlassungen Augsteins, die ihn schlecht aussehen lassen. Der Vorhalt Maljartschuks richtet sich nicht nur gegen die Politik des Westens im Ganzen, sondern auch, und das ist vielleicht noch viel weitreichender, gegen das Räsonnieren, das Abwägen, das Zögern, vielleicht gegen den Einsatz von distanzierter Rationalität schlechthin, der angesichts der Realität des Tötens und der Zerstörung, die von Russland ausgeht, keinerlei Recht mehr zuerkannt wird - denn mit dem Krieg ende die Politik, so TM.

    Diese Perspektive ist nachvollziehbar, aber bei aller zu Recht eingeforderten Empathie besteht die Herausforderung genau darin, die Perspektive der Ukraine nicht zum alleinigen Maßstab allen Denkens und Handelns zu machen. Dies nicht als Akt der Empathielosigkeit oder Gleichgültigkeit, sondern als bewusster Akt der Distanzierung von der alles Denken restlos vereinnahmenden Gewalt des Krieges selbst. Deswegen finde ich wiederum Welzers Forderung nach Differenzierung und nach kritischer Aufmerksamkeit hinsichtlich der Begriffe und Diktionen, die unseren Diskurs bestimmen bzw. in diesen einsickern, völlig berechtigt. Das ist sicherlich anstrengend und konfliktreich, und es wird keinen Konsens geben mit denen, die nahe dran oder involviert sind. Dennoch ist es nötig, denke ich.

    So legitim die Forderung der Ukraine nach restloser Wiederherstellung ihrer territorialen Souveränität ist, so klar muss auch sein, dass die Politik des Westens nicht in Kiew gemacht wird. Und wenn es für TM völlig klar ist, dass der Krieg nur mit der "Kapitulation Russlands" enden kann (auch, wenn sie damit vermutlich die vollständige Befreiung der Ukraine und nicht den Durschmarsch bis Moskau meint) - so sollten schon gute Gründe vorliegen, wenn der Westen diesen Kurs vorbehaltlos unterstützen soll, und zwar Gründe, die die Folgen des eigenen Handelns oder Nichthandelns bedenken, und die nicht einzig aus einem ethischen Imperativ abgeleitet sind. (Und auch dabei hängt vieles nicht nur von aktuellen Entwicklungen, sondern vor allem vom Kurs Washingtons ab, denn die Ukraine-Politik wird wohl im Wesentlichen dort gemacht.)

  • Ukraine-KriegDatum22.10.2022 20:20
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Ukraine-Krieg

    https://www.radioeins.de/programm/sendun...alon_18588.html

    Es ist ein schmerzliches, aber absolut notwendiges Gespräch (bzw. der schwierige Versuch eines Gespräches), weil hier nicht nur zwei Personen aufeinandertreffen, sondern zwei Welten kollidieren: Jakob Augstein - völlig egal, wie man ihn findet - steht hier stellvertretend für einen großen Teil der linksliberalen Öffentlichkeit der Bundesrepublik und für deren jahrzehntelang eingeübte politische Diskursstrategien. Und nun stellt sich heraus, dass deren theoretische Begriffe und Formen, die Welt zu hinterfragen und zu problematisieren in dem Moment überhaupt nicht mehr greifen, im dem sie mit existentiellen Formen unmittelbarer Gewalterfahrung konfrontiert werden. Und ja, das ist lehrreich: Was der Krieg für eine friedensverwöhnte Gesellschaft sein könnte, was er bedeutet, welche Zumutungen und Herausforderungen er für unseren politischen Diskurs darstellt, welche Abgründe der Sprachlosigkeit sich jetzt auftun, darüber lernt man in diesem permanent scheiternden Gespräch mehr als wenn man nur denen zuhört, die ihre Positionen in lässiger Selbstgewissheit verkünden.

    Daher Dank vor allem an Tanja Maljartschuk, aber auch an Jakob Augstein.

  • Cancel cultureDatum03.04.2021 11:33
    Thema von Maik Müller im Forum Dialoglexikon.de

    Muss noch

  • IdentitätspolitikDatum03.04.2021 11:33
    Thema von Maik Müller im Forum Dialoglexikon.de

    Muss noch

  • Was ist Krieg? Was ist Frieden?Datum26.03.2021 08:36

    "Der Friede ist »immer möglich«, Krieg bleibt die Ausnahme. Hier spüren wir den Unterschied zwischen dem Zeitlosen und der Zeit. Frieden empfand ich sogar in einer Pause zwischen zwei Feuerstößen im Ersten Weltkriege. Der Friede ist ewig, der Krieg ephemer."

    Ernst Jünger, 1976.

  • RassismusDatum26.03.2021 08:21
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Rassismus

    Zur Instagram-Debatte von Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah ["Menschen mit Nazihintergrund"]

    [Eins]

    Bis zur Hälfte bin ich gekommen, aber länger war es dann auch wirklich nicht zu ertragen. So wertvoll eine migrantische Außenperspektive auf deutsche Normalitäten auch wäre: Dieses Maß an bornierter Selbstgerechtigkeit, moralischem Fundamentalismus gepaart mit halbgarem Wissen und problematischen Verknüpfungen ist einfach zu viel des Guten. In der hier präsentierten Logik wäre jedes Erbe schlichtweg unannehmbar und jeder, der auch nur einen Schritt aus der Privatexistenz hinaus unternimmt zu letzter Transparenz verpflichtet. Die "Recherchen" beschränken sich auf das Studium von Wikipedia-Artikeln, die konkreten Vorhaltungen verlieren sich weitgehend im Spekulativen oder sollen sich mit dem Blick auf die ganz großen Zusammenhänge sozusagen von alleine erhärten: Völlig lost im Doku-Zapping.

    Insgesamt schade, denn natürlich tauchen hier wichtige und unabgegoltene Themen auf - aber die Autoren sind zur Differenzierung oder auch nur zur Entwicklung eines einzigen erkenntnisleitenden Gedankens leider vollkommen unfähig. Im Grunde arbeiten sie wie Verschwörungstheoretiker und kreieren dabei einen Kosmos, in dem mal wieder alles mit allem zusammenhängt.

    [Zwei]

    Wille (oder Fähigkeit) zur Differenzierung kann ich nun aber gerade nicht erkennen. Wenn Differenzierung das Anliegen wäre, dann wäre der Diskurs vollkommen gescheitert. Denn was dort in dem Gespräche ventiliert wird, bildet einfach nur ein heilloses Durcheinander aller möglichen Themen unter vollkommener Missachtung der ja vorhandenen sozialwissenschaftlichen und zeitgeschichtlichen Auseinandersetzung. Unterstellt man den beiden ein Mindestmaß an Reflexionsfähigkeit, dann scheidet Differenzierung als Anliegen eigentlich aus.

    Mir erscheint das Ganze mittlerweile eher als (bewusster?) Versuch, aus einer Position der Erfahrung von Ressentiment in einem Akt der Umkehrung ein ebenso pauschales Gesamturteil an die deutsche Mehrheitsgesellschaft zurück zu adressieren. Insofern würde ich mein ursprüngliches Urteil zumindest teilrevidieren. Zu verstehen ist das Instagram-Gespräch nicht als Debattenbeitrag zum Thema Kontinuität zum NS-Erbe, sondern eher als künstlerisches Projekt, das zeigt bzw. zeigen soll, wie das Sampling von historischen und kulturgeschichtlichen Themen Pauschalurteile von absurder Reichweite ins Werk setzt. Man könnte das ganze als Versuch verstehen, den Ball pauschalisierender Kategorisierung zurückzuspielen, indem schlankweg gesagt wird: "Ihr habt als Angehörige der biodeutschen Mehrheitsgesellschaft allesamt Leichen im Keller. Sowenig, wie ihr geneigt seid, zu unterscheiden, ob jemand aus dem Kosovo oder aus Nigeria kommt, oder ob er schon seit zwei Generationen hier lebt, so wenig sind wir geneigt, eure Ethno- und Soziograpien differenziert zu betrachten." DAS ist der Fluchtpunkt, auf den es hinausläuft: Das (bewusste?) Gegenteil von Differenzierung.

    In der Logik dieser Betrachtung gibt es dann auch keinen zwingenden Grund, beim Nationalsozialismus Halt zu machen. Vielmehr wären die Fäden der Verstrickung - gerade, wenn es um Familien- und Mentalitätsgeschichten gehen soll - mindestens bis in den Wilhelminismus und seine kolonialen Exzesse, als bis zur Sattelzeit des Rassismus, weiterzuspinnen. Es ist ein Beitrag zum postkolonialen Diskurs. Ob es ein kluger ist, weiß ich nicht.

  • NPD, AfD usw. Datum12.02.2020 08:38
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema NPD, AfD usw.

    --> Zur These, die AfD würde von Wechselwählern der Linkspartei gewählt, die gerne die DDR wiederhaben würden.

    Die Wahlforschung jedoch sagt etwas anderes. Eine Wanderungsbewegungen von der LINKEN zur AfD gibt es zwar auch, ausschlaggebend für den Erfolg der AfD ist jedoch die Mobilisierung der Nichtwähler. Es ist gruselig, aber man muss es wohl zur Kenntnis nehmen: Es ist der AfD gelungen, eine Kaverne anzubohren, deren Bewohner bisher nicht an der politischen Meinungsbildung teilgenommen haben und die für die Anklänge eines völkisch geprägten Nationalismus überaus empfänglich sind. Da ist kein Bedürfnis nach systemischer Regression und Rückabwicklung, kein Heimweh nach der nahen Vergangenheit, auch keine Imagination irgendeiner sozialen oder politischen Idylle, sondern zunächst einmal echte Mobilisierung nach vorne: Es geht um die Schwächung der demokratischen Institutionen und letztlich um das Abräumen der liberalen Demokratie. Der Coup von Thüringen hat das in nuce gezeigt: Es handelt sich um politische Gegnerschaft, und zwar längst nicht mehr im Rahmen eines gemeinsamen demokratischen Konsenses, sondern weit darüber hinaus. Wir sollten uns mit dem Gedanken anfreunden, dass man sich deren Wähler nicht als Protestwähler oder Ostalgiker schönreden kann, sondern dass sie die Agenda der Parteiführung durchaus teilen. Es formieren sich hier politische Mächte, die in den nächsten Jahren dieses Gesellschaftssystem in seinen Fundamenten angreifen werden.


    Warum, wieso, weshalb das von Ostdeutschland seinen Anfang nimmt, ist ja schon breit diskutiert worden. Natürlich spielt dabei die DDR-Erfahrung eine Rolle, m. E. aber weniger als Projektionsfläche einer politischen Idylle als vielmehr durch das Phänomen ihres Verschwinden. Man darf nicht vergessen, dass die Ostdeutschen den Westdeutschen eine ganz fundamentale Erfahrung voraushaben, nämlich den Kollaps eines für monolithisch gehaltenen Systems inklusive vollumfänglicher Disruption aller Lebenszusammenhänge samt Erfahrung der Weiterexistenz darüber hinaus. Vielleicht ist es nur eine Seite der Medaille, aus solch Erfahrung ein Bedürfnis nach Stabilität abzuleiten. Vielleicht fördert solch Erfahrung auch die Empfänglichkeit für fundamentale Mobilisierung in Zeiten von Unzufriedenheit und Verunsicherung, während der Westdeutsche mehr oder weniger gedankenlos vom Bestehen einer Ewigkeitsgarantie für seine Staats- und Gesellschaftsform ausgeht - und ihm der historische Untergang derselben nicht einmal als Denkmöglichkeit erscheint.


    Betrachtet man die Kontinuitäten des Rechtsextremismus selbst, so reichen sie bis weit in die DDR zurück, zumal in Sachsen und Thüringen - als ideologisch denkbar schärfste Form der Systemopposition. Von diesem Nimbus zehrt die Rechte im Osten noch heute. Hier ließ sich an den NS-Antikommunismus nahtlos anknüpfen und eine extreme Form ideologischer Feindschaft kultivieren, während die BRD dem westdeutschen Rechtsextremismus allenfalls als Vasallenstaat der Siegermächte vorschwebte. Diese Konstellationen ziehen sich bis in die AfD-Gegenwart.


    Insgesamt scheint mir das Versprechen der AfD weniger in der Restitution einer politischen Idylle zu bestehen, sondern vielmehr in einer radikalen Erschütterung aller Überzeugungen und Gewissheiten, die wir für fundamental beständig halten, vom Multilateralismus und Humanismus über Liberalismus bis hin zum wissenschaftlichen Denken: In diesem Sinne ist die Leugnung des anthropogenen Klimawandels zu einem ganz zentralen ideologischen Baustein dieses rechten Denk-Gebäudes geworden. Die AfD vereint zwanglos beides: In ihren extremen Ausformungen korrespondiert sie mit der Vergangenheit eines völkischen Nationalismus. Gleichzeitig ist sie aber auch zutiefst in den Konstellationen der Gegenwart verankert, denn die klimatologischen Szenarien und ihre Zwänge überfordern Gesellschaften und Individuen ohnehin und lassen sich auch von denjenigen kaum noch aushalten, die wenig anfällig für einen Neo-Nationalismus sind. Die Klimawandel-Leugnung ist dagegen eine Befreiungs- und Erlösungsideologie, vielleicht die neueste Variante fundamentaler Systemopposition und zunehmend in dem Maße virulent und radikalisierend, wie die Dimension der Problematik als säkulare Herausforderung von allen Akteuren begriffen und politisches Handeln darauf ausgerichtet wird.

  • VerkehrswendeDatum03.05.2019 12:01
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    Die Debatte der letzten vier Seiten zeigt, dass es kaum über weitere Polemik hinausführt, sich an einer Polemik abzuarbeiten. Die meisten fallen dann in ihre Identifikationsnischen zurück, arbeiten massiv mit Zuschreibungen an sich und andere, bis das ganze zum Musterbeispiel misslingender Kommunikation geworden ist, wie sie täglich in den Kommentarspalten der Zeitungen wuchert.


    Der verlinkte Zeit-Artikel [https://www.zeit.de/kultur/2019-04/deuts...edeutung-symbol] ist zu weiten Teilen eine Aneinanderreihung von altbekannten Klischees und Bildern, die kaum ein Überraschungspotential haben. Es irritiert - natürlich - der seltsam nationale Blick auf 'deutsche' Zustände. Ich denke, dass die Aura des Automobils sich mittlerweile weltweit angeglichen hat. Das war nicht immer so - in den Achtzigern in Frankreich habe ich überwiegend alte Schüsseln wahrgenommen, die sich wie in Louis-de-Funès-Filmen mit den Stoßstangen aus der Parklücke herausgearbeitet haben. Wahrscheinlich war der Weg ins automobile Zeitalter von nationalen Ungleichzeitigkeiten durchsetzt. Das kann man sicherlich untersuchen, wäre dann aber eher etwas für Historiker, weniger für polemisierende Philosophen, wobei es für einen Rückblick auf das Auto-Zeitalter leider auch noch zu früh ist.

    Wer den Artikel bis zur letzten Seite liest, stößt allerdings auch noch auf Gedanken, die über die Mentalitätszuschreibungen hinausführen. Wie das Automobil ganze Länder und Kontinente strukturiert hat und immer noch strukturiert, ist zwar nicht neu, aber noch mal schön auf den Punkt gebracht: Das Auto hat eine Welt nach seinem Bilde geschaffen.Und diese Welt trägt in vielen Aspekten totalisierende Züge: Angefangen von einer Straßenverkehrsordnung der systemischen Privilegierung des Autos bis hin zur gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz der Kollateralschäden. Denn es dürfte keine andere Technologie geben, die Leben und Gesundheit von Hunderttausenden über die Jahrzehnte in diesem Maße beendet oder nachhaltig ruiniert hat. Das ist immerhin erstaunlich für eine Gesellschaft, die sonst effizient an Risikominimierungen arbeitet.


    So gesättigt der Artikel von wenig innovativen Zuschreibungen auch ist, so abwegig ist es natürlich auch, hierin ein Äquivalent zu rassistischen oder genderspezifischen Stereotypisierungen zu sehen - weil diese Dinge Menschen in ganz anderer Weise in ihrem existentiellen Selbstverständnis betreffen und eine ganz andere soziale Relevanz haben. Zugleich handelt es sich bei solcher Parallelisierung allerdings auch um ein mittlerweile leider geläufiges populistisches Sprachspiel, das man - muss man leider sagen - sonst vorwiegend im AfD-Umfeld sieht: Es rückt den Sprechenden in eine Opferposition und drückt dadurch dem Anderen implizit die Täterrolle auf. Die Folgen sind weitreichend, auch für den Sprechenden, weil diese Identifikation mit vermeintlichen Freund-Feind-Positionen nicht nur ein adäquates Textverständnis verunmöglicht, sondern auch jede sinnvolle Kommunikation unterläuft - bis hin zu solchen affirmativen Plattitüden, dass jedes Gespräch ohnehin nur aus willkürlichen Feindbildkonstruktionen bestehe.


    Ich besitze und fahre selbst ein Auto, was immerhin erstaunen mag, bei allem, was ich hier zum Besten gebe. Aber so ist jede Wirklichkeit: Der Widerstreit wird nicht von personellen Lagern ausgetragen, sondern ist im Bewusstsein jedes einzelnen verankert. Jedes Bewusstsein ist multipel und von unterschiedlichen, widersprüchlichen Rollen beherrscht. Die Widersprüche kann man auf dieser Welt nicht lösen, man kann nur produktiv damit umgehen.

    Zugleich halte ich mich in Mobilitätsfragen aber auch für absolut typisch: Ein bisschen sportlich, ein bisschen faul und bequem, ein bisschen vernünftig, ein bisschen hedonistisch. Es wäre Wahnsinn, mich mir selbst zu überlassen. Man muss mir einfach Angebote machen, die ich nicht ablehnen kann. Und das auf kommunaler Ebene, konkret, greifbar, spürbar und schnell. So hilfreich eine Mobilitätsvision auch wäre, es braucht keinen nationalen Verkehrsmittelplan, der noch die letzten Widersprüche löst, wenn ich morgen bequemer und gesünder meinen Alltag managen könnte.

    In diese Richtung zielt das bürgerschaftliche Engagement der Radentscheid-Bewegung, die in vielen Regionen auf Erfolgskurs ist. Die Verkehrswende wird von unten kommen, als basisdemokratisches Projekt par excellence und nicht von Minister-Witzfiguren, die von Flugtaxis phantasieren.

  • VerkehrswendeDatum13.01.2019 14:58
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    +++fertig+++

  • VerkehrswendeDatum13.01.2019 14:57
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    Prozess der Veränderung von Mobilitätskonzepten im urbanen Raum - weg vom Verbrennungsmotor hin zu Formen der Fortbewegung, die weniger Emissionen verursachen, in der Herstellung weniger Ressourcen verbrauchen und im Betrieb weniger Raum in Anspruch nehmen.

    Müsste die Stadt noch einmal neu erfunden werden, so läge ein Mobilitätskonzept, bei dem jeder dritte Bewohners über ein eigenes hochmotorisiertes Fahrzeug verfügt, weit jenseits vernünftiger Überlegungen. Flächenverbrauch, Notwendigkeiten der Infrastruktur, Gift- und Lärm-Emissionen sowie die permanente Gefahr für Leib und Leben ließen ein solches Konzept zutiefst inhuman erscheinen. Aber die Verbrennungsmotorisierung der Lebenswelt hat auch vor den Großstädten nicht halt gemacht. Funktioniert hat das nur - am Beispiel Berlins -, weil die gründerzeitliche Planung des öffentlichen Raumes derart großzügig angelegt war, dass all jene Bewegungs- und Abstellflächen vorhanden waren, die nun durch endlose Reihungen parkender Fahrzeuge faktisch privatisiert sind. Und so hat man sich - durch die normierende Gewalt des historisch Gewachsenen - daran gewöhnt, dass jede Bewegung im urbanen Raum von den Ansprüchen des Autoverkehrs limitiert und eingeschnürt wird, und dass jedes Fehlverhalten potentiell lebensbedrohliche Folgen nach sich zieht.

    Jahrzehnte galt der motorisierte Individualverkehr als dominanter Maßstab stadt- und verkehrsplanerischer Konzepte. Dies ändert sich, seitdem der Verkehr in vielen Ballungszentren an der eigenen Quantität kollabiert, seit Debatten um Emissionen im Zuge des Klimawandels wieder verstärkt geführt werden, und seitdem die Automobilindustrie, auch durch ihre Verwicklung in abgaskriminelle Machenschaften, eher als Teil des Verkehrsproblems denn als Teil einer möglichen Lösung wahrgenommen wird.

    Dennoch wird eine Verkehrswende nicht ausschließlich (oder überhaupt nur in geringem Maße) auf dem Wege technischer Innovation der Antriebstechnik vorangebracht werden. Elektromobilität wird quantitativ den Verbrennungsmotor nicht ersetzen können, weil die Ressourcen nicht hinreichen, um flächendeckend Akku-Technologie zu implementieren. Zudem löst das Elektroauto weder das urbane Raum-Problem noch führt es zu einer entscheidenden Verbesserung von Lärm- und Feinstaub-Emissionen, die zu einem erheblichen Teil von den Reifen verursacht werden.

    Eine gelingende Verkehrswende muss auf einem Bündel von Maßnahmen und veränderten Paradigmen jenseits des rein Technologischen beruhen. Dazu gehören neben einer fußgänger- und fahrradbevorzugenden Verkehrsinfrastruktur, einem leistungsfähigen ÖPNV, alltagstauglichen Car-Sharing-Modellen vor allem veränderte Ansprüche und Notwendigkeiten in Sachen Mobilität schlechthin. Die räumliche Spreizung von Wohnen und Arbeiten erscheint dabei ebenso problematisch wie die räumlich distanzierte Konzentration von Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten. Verkehrslimitierung steigert innerstädtische Lebensqualität, ist zugleich aber nicht ohne tiefgreifende strukturelle Veränderungen und veränderte Mobilitätsströme zu haben.

  • VerkehrswendeDatum13.01.2019 14:10
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    [Entwurf]
    Prozess der Veränderung von Mobilitätskonzepten im urbanen Raum - weg vom Verbrennungsmotor hin zu Formen der Fortbewegung, die weniger Emissionen verursachen, in der Herstellung weniger Ressourcen verbrauchen und im Betrieb weniger Raum in Anspruch nehmen.

    Müsste die Stadt noch einmal neu erfunden werden, so läge ein Mobilitätskonzept, bei dem jeder dritte Bewohners über ein eigenes hochmotorisiertes Fahrzeug verfügt, weit jenseits vernünftiger Überlegungen. Flächenverbrauch, Notwendigkeiten der Infrastruktur, Gift- und Lärm-Emissionen sowie die permanente Gefahr für Leib und Leben ließen ein solches Konzept zutiefst inhuman erscheinen. Aber die Verbrennungsmotorisierung der Lebenswelt hat auch vor den Großstädten nicht halt gemacht. Funktioniert hat das nur - am Beispiel Berlins -, weil die gründerzeitliche Planung des öffentlichen Raumes derart großzügig angelegt war, dass all jene Bewegungs- und Abstellflächen vorhanden waren, die nun durch endlose Reihungen parkender Fahrzeuge faktisch privatisiert sind. Und so hat man sich - durch die normierende Gewalt des historisch Gewachsenen - daran gewöhnt, dass jede Bewegung im urbanen Raum von den Ansprüchen des Autoverkehrs limitiert und eingeschnürt wird, und dass jedes Fehlverhalten potentiell lebensbedrohliche Folgen nach sich zieht.

    Jahrzehnte galt der motorisierte Individualverkehr als dominanter Maßstab stadt- und verkehrsplanerischer Konzepte. Dies ändert sich, seitdem der Verkehr in vielen Ballungszentren an der eigenen Quantität kollabiert, seit Debatten um Emissionen im Zuge des Klimawandels wieder verstärkt geführt werden und seitdem die Automobilindustrie, auch durch ihre Verwicklung in abgaskriminelle Machenschaften, eher als Teil des Verkehrsproblems denn als Teil einer möglichen Lösung wahrgenommen wird.

    Dennoch wird eine Verkehrswende nicht ausschließlich (oder überhaupt nur in geringem Maße) auf dem Wege technischer Innovation der Antriebstechnik vorangebracht werden. Elektromobilität wird quantitativ den Verbrennungsmotor nicht ersetzen können, weil die Ressourcen nicht hinreichen, um flächendeckend Akku-Technologie zu implementieren. Zudem löst das Elektroauto weder das urbane Raum-Problem noch führt es zu einer entscheidenden Verbesserung von Lärm- und Feinstaub-Emissionen, die bei zu einem erheblichen Teil von den Reifen verursacht werden.

    Eine gelingende Verkehrswende muss auf einem Bündel von Maßnahmen und veränderten Paradigmen jenseits des rein Technologischen beruhen. Dazu gehören neben einer fußgänger- und fahrradbevorzugenden Verkehrsinfrastruktur, einem leistungsfähigen ÖPNV, alltagstauglichen Car-Sharing-Modellen vor allem ein
    [Entwurf]

  • Ukraine-KriegDatum07.08.2018 23:04
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Ukraine-Krieg

    Gerne wird von Kritikern der westlichen Russland-Politik auch der Artikel von Reinhard Merkel zitiert, der seinerzeit auf faz.net erschienen ist. Merkel versucht (wohl richtigerweise), die Dichotomie des Begriffspaares Annexion vs. Sezession zu unterlaufen, indem er darauf hinweist, dass der Annexions-Begriff ein offen gewaltsames Geschehen beschreibt, das die Vorgänge um die Krim nicht korrekt abbildet. Andererseits scheint mir die völkerrechtliche Einordnung (bzw. Nicht-Einordnung) des Sezessions-Begriffs russische Expansionspolitik politisch zu legitimieren, was dann auch wieder höchst problematisch erscheint.

    Auf der Metaebene sehr interessant: Das Begriffspaar Annexion vs. Sezession codiert den politischen Diskurs und entfaltet im Gespräch eine Signalwirkung, die wiederum auf die zunehmende Polarisierung politischer Debatten hierzulande verweist. Vom Standpunkt der Annexionisten erscheinen die Sezessionisten als Verschwörungstheoretiker, die die Meinungsbildung des Mainstream als gelenkt missverstehen und in ihrer Flucht vor dem Liberalismus autoritären Regimen argumentativ zuarbeiten. Aus Sicht der Sezessionisten unterwerfen sich die Annexionisten einem Meinungsdiktat, das einer Nato-sanktionierten neoliberalen Weltordnung entspricht (linke Version) oder völkische Selbstbestimmung delegitimieren soll (rechte Version).

  • FahrradDatum06.07.2018 18:19
    Thema von Maik Müller im Forum Dialoglexikon.de

    [Entwurf]

    In der Energiebilanz die effektivste Form der Fortbewegung überhaupt.

    Fahrradtechnik

    Der technische Stillstand in der Fahrradtechnik dauerte in Deutschland vom Zweiten Weltkrieg bis zum Ende der achtziger Jahre. Von der Nachkriegszeit bis zur Ölkrise stand das Fahrrad als Fortbewegungsmittel vollständig im Schatten der Automobilwirtschaft und wurde entwicklungstechnisch derart stiefmütterlich behandelt, dass in Sachen Qualität und Innovation kaum der Vorkriegsstandard gehalten wurde. Ehrgeiz gab es in der Branche nur hinsichtlich immer weiter reduzierter Fertigungskosten.
    Erst durch Impulse aus den USA und Japan, durch den Mountainbike-Boom der achtziger und neunziger Jahre, wurde das Fahrrad technisch noch einmal revolutioniert und man konnte an Trends anschließen und technische Innovationen auf breiter Basis durchsetzen, die bereits in den dreißiger Jahren vorhanden waren.

    Kulturgeschichtlich
    Das Fahrrad war ein bedeutender Faktor weiblicher Emanzipation, weil es Frauen Mobilität, Selbstständigkeit und Bewegungsfreiheit außerhalb der männlichen Kontrolle ermöglicht hat.


    [Entwurf]

  • VerkehrswendeDatum06.07.2018 17:52
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    [Entwurf]
    Prozess der Veränderung von Mobilitätskonzepten im urbanen Raum - weg vom Verbrennungsmotor hin zu Techniken der Fortbewegung mit weniger Ausstoß von Emissionen und Verbrauch von Ressourcen.

    Müsste die Stadt noch einmal neu erfunden werden, so wäre ein Mobilitätskonzept, das von der Verfügung jedes dritten Bewohners über ein eigenes hochmotorisiertes Fahrzeug ausgeht, an Vernunftwidrigkeit kaum zu überbieten. Flächenverbrauch, Notwendigkeiten der Infrastruktur, Gift- und Lärm-Emissionen sowie die permanente Gefahr für Leib und Leben ließen ein solches Konzept zutiefst inhuman und absurd erscheinen. Aber die Verbrennungsmotorisierung der Lebenswelt hat auch vor den Großstädten nicht halt gemacht. Funktioniert hat das nur - am Beispiel Berlins -, weil die gründerzeitliche Planung des öffentlichen Raumes derart großzügig angelegt war, dass all jene Bewegungs- und Abstellflächen vorhanden waren, die nun durch endlose Reihungen parkender Fahrzeuge faktisch privatisiert sind. Und so hat man sich - durch die normierende Gewalt des historisch Gewachsenen - daran gewöhnt, dass jede Bewegung im urbanen Raum von den Ansprüchen des Autoverkehrs limitiert, eingeschnürt und dass jedes Fehlverhalten mit potentiell lebensbedrohlichen Folgen sanktioniert wird.


    [Entwurf]

  • VerkehrswendeDatum30.06.2018 11:47
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    Lass ruhig drauf. Ich schreibe hier weiter und sag dann Bescheid, wenn es fertig ist.

    LG

  • VerkehrswendeDatum23.06.2018 19:18
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Verkehrswende

    Oje, war bloß ein allererster Entwurf.

  • VerkehrswendeDatum19.06.2018 10:52
    Thema von Maik Müller im Forum Energierepublik.de

    Prozess der Veränderung von Mobilitätskonzepten im urbanen Raum - weg vom verbrennungsmotorisierten Individualverkehr hin zu emissionsarmen und ressourcenschonenden Formen der Fortbewegung.

    Müsste die Stadt noch einmal neu erfunden werden, so wäre ein Mobilitätskonzept, das von der Verfügung jedes dritten Bewohners über ein eigenes hochmotorisiertes Fahrzeug ausgeht, an Vernunftwidrigkeit kaum zu überbieten. Flächenverbrauch, Notwendigkeiten der Infrastruktur, Gift- und Lärm-Emissionen sowie die permantente Gefahr für Leib und Leben ließen ein solches Konzept zutiefst inhuman und absurd erscheinen.

    Und so hat man sich daran gewöhnt, dass jede Bewegung im urbanen Raum von den Ansprüchen des Autoverkehrs limitiert und eingeschnürt und dass jedes Fehlverhalten mit potentiell lebensbedrohlichen Folgen sanktioniert wird.

  • Franklin-ExpeditionDatum19.04.2018 11:07
    Foren-Beitrag von Maik Müller im Thema Franklin-Expedition

    Willst du es aufnehmen?
    Ich schreibe eher und lieber Essays als definitorische Kurztexte.

  • Franklin-ExpeditionDatum19.04.2018 11:06
    Thema von Maik Müller im Forum Dialoglexikon.de

    Katastrophal verlaufene Forschungsreise zum nördlichen Polarkreis auf der Suche nach einer schiffbaren Verbindung vom Atlantik zum Pazifik über Nordamerika ("Nordwestpassage") unter der Führung von Sir John Franklin im Jahre 1845.

    Die Suche nach der legendären Nordwestpassage beschäftigte den europäischen Entdeckergeist über Jahrhunderte. Als letzte verbliebene Seemacht mit globalen Ansprüchen unternahm das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland in der Mitte des 19. Jahrhunderts neue Anläufe zur Erforschung der nordöstlichen Polarregion. Neben praktischen Erwägungen im Hinblick auf die Möglichkeit einer wesentlich verkürzten Seeroute nach Asien galten die Forschungsreisen dabei auch der Konsolidierung der britischen Kolonialherrschaft in Nordamerika. Die Nordpolarregion war den Europäern zu dieser Zeit noch weitgehende terra incognita, ihre Kartographierung war daher das wissenschaftliche Mittel der Formulierung kolonialer Besitzansprüche.

    Aus heutiger Sicht erstaunlich erscheint der Wagemut der Epoche: Durch zahlreiche vorangegangene Unternehmung wusste man um die lebensfeindlichen Bedingungen der Polarregion. Die Bewegung unberechenbarer Eismassen in einer labyrinthischen und zu großen Teilen vollkommen unbekannten Inselwelt machte die nautische Befahrung mit hölzernen Segelschiffen zu lebensgefährlichen Expeditionen, die weit über die letzten Grenzen der bewohnten Regionen in eine Welt hinausführten, in der extreme Kälte und monatelange Dunkelheit herrschten. Dennoch begegnete man den Gefahren im optimistischen Vertrauen auf die Überlegenheit der eigenen Zivilisation und ihrer technischen Ausrüstung. Beide Schiffe der Franklin-Expedition, die HMS Erebus und HMS Terror, verfügten über den zeitgenössischen letzten Stand der Technik wie Stahlarmierungen, Dampfmaschinen, Heizungssysteme und Konservennahrung. Die Expeditionsschiffe erschienen wie Miniaturausgaben der viktorianischen Gesellschaft: Streng hierarchisch organisiert, technisch-wissenschaftlich beschlagen, zivilisatorisch diszipliniert, gottesfürchtig und vertrauend auf die Vorsehung. Ausgestattet auch mit einem gewissen Luxus, großen Vorräten an Tabak, Alkohol und Zitronensaft gegen Skorbut, gedachte man bis zu 3 Jahre in vollkommener Autarkie verbringen zu können.

    Der genaue Verlauf der Expedition bleibt trotz bis in die Gegenwart zyklisch immer wiederkehrender Aufklärungsversuche in großen Teilen rätselhaft. Fest steht, dass beide Mannschaften, festgefroren im Eis, mehrere Winter auf ihren Schiffen überdauerten. Es sprengt die Vorstellungskraft unserer eigenen Gegenwart, was das Ausharren in einem hölzernen Schiffskörper mitten in der unendlichen Weite des Eises bedeutet haben mag. Kälte, Dunkelheit, Stürme, Klaustrophobie und die akustische Kulisse der permanent arbeitenden Eisschollen, die die Schiffe zu zerstören drohten, verweisen auf eine Leidensfähigkeit, die jenseits aller Erfahrung liegt. Als vermutlich im Jahr 1847 in den Sommermonaten kein Tauwetter einsetzte, dürfte sich die Einsicht in den katastrophalen Charakter der eigenen Situation endgültig durchgesetzt haben. Es gibt Indizien, dass zumindest Teile der Mannschaften ihre verhältnismaßig sicheren Schiffe verlassen haben und zu einem Todesmarsch aufgebrochen sind, um das hunderte Kilometer entfernte Festland zu erreichen.

    Jahre und noch Jahrzehnte später wurden die letzten Spuren der Expedition an den Küsten von King William Island gefunden, wo sie als Inventar der viktorianischen Gesellschaft großräumig verstreut lagen: Werkzeuge, Teller, Konserven, Bibeln, allerlei sinnlose Dinge und zahlreiche menschliche Gebeine, deren gerichtsmedizinische Untersuchung den Schluss nahelegten, dass die letzten Überlebenden in Hunger, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ihre Toten verspeist haben, bis sie selbst starben und im Nichts der kargen Polarinsel verschwunden sind. Ein schattenhaftes Nachleben führte die Franklin-Expedition allerdings in der mündlichen Tradition der Inuit, in deren Erzählungen Schiffe und Männer erscheinen - geisterhaft, aber im Detail erstaunlich präzise. Vermutlich waren Inuit die letzten Augenzeugen, die das Scheitern der Expedition beobachtet haben.

    Technikvertrauen, Kolonialismus, Kannibalismus

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