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Sozialpopulismus

in Sonstiges 12.06.2018 23:17
von Markus Rabanus • 10.091 Beiträge

Liebe Beate, ich halte deinen Beitrag nicht für "zu politiklastig", aber für "zu sozial- und nationalpopulistisch", denn aus Weltbürgerperspektive, sofern sich solche Perspektive von hier aus überhaupt erarbeiten lässt, sah und sehe ich ganze Weltregionen im Elend, ob nun "marktwirtschaftlich" oder als sozialistisches Experiment.

Und hierzulande? In meinen Häusern wohnen viele, die zu den Ärmsten des Landes gehören. Und trotzdem macht sich niemand auf den Weg über das Mittelmeer Richtung Afrika.

Zur Entwicklung in unserem Land: Ich erinnere mich zu gut an Zeiten (Sechziger, Siebziger), als es weder Hartz4 noch Grundsicherung gab.
Die alten Zeiten waren nicht gut - und ob das Vermögen der Menschheit besser verteilt war, kann ich nicht ermessen, sondern habe Bilder vor Augen, die mein Vater und andere Familienmitglieder in der Welt von Menschen machten, die keinen Hitler "Führer" genannt hatten.

Gleichwohl: Ich befürworte weitgehend, was dein Papier fordert, aber ich sehe es auf dem Hintergrund unserer Welt und Menschheit mit anderen Augen. Ich sehe Menschen in Deutschland und Europa, die Menschen aus Afrika verübeln, dass sie über das Mittelmeer kommen und ein besseres Leben wollen - und sei es ein Leben mit Hartz4 und Grundsicherung.

Ich würde uns einen wirklichen Sozialstaat wünschen, der an die Stelle des Sozialversicherungsstaates tritt, damit die Einkommenshöhe zur Solidarität verpflichtet und die niedrigen Einkommen stärker von der Solidarität entlastet werden. Ich würde wünschen, dass diejenigen, die mehr in die Töpfe einzahlen, davon auch mehr bekommen im Falle eigener Bedürftigkeit, denn es braucht Anreize zur Produktivität und Solidarität.

Es sind große Themen mit vielen großen und kleinen Stellschrauben. Und ich komme von ganz links, bin jedoch nur noch zur Hälfte Sozialist, denn sozial ist mir anstrengend genug - und ich weiß aus dem Erleben sozialistischer Staaten und auch der Genossenschaften, wie wenig sozial der Mensch durchschnittlich ist, sobald er sich nicht durch Soziales begünstigt sieht, sondern draufzahlen soll, was stets nötig bleiben wird.

Wir brauchen eine Weltsozialpolitik, bezahlt aus Weltsteuern, denn ohne Sozialpolitik und Frauengleichberechtigung werden die Menschen in ärmeren Regionen versuchen, für eigene Bedürftigkeit und das und Alter durch "Kinderreichtum" vorzusorgen, aber 7,6 Mrd. Menschen dürften allmählich genug sein, denn das Ökysystem dieses Planeten hält schon uns nicht mehr aus.

Wir brauchen Menschheitssolidarität - aber nicht auf Spendenbasis, sondern als Pflicht, denn die Würde des Menschen ist nicht aus Almosen, sondern aus dem Streben nach Gerechtigkeit, weltweiter Gerechtigkeit, damit wir uns nicht gegeneinander ausspielen - in Kriegen.
Darum verstehe ich mich als "Weltbürger" nicht bloß im gefühlsmäßigen Sinne, sondern im "politiklastigen Sinne" und fordere deshalb eine Weiterentwicklung der Vereinten Nationen zu einer Föderalen Weltrepublik.


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