unfertig - für Blasius
Das freut mich selbstverständlich.
Denn es waren ja nicht alle schlecht.
Wir dürfen ruhig alles persönlich nehmen, nur halt nicht böser auffassen, als es in bloßen Verdachtsfällen gemeint sein darf.
Es sei denn erweisliche Boshaftigkeit.
Hinsichtlich der Kampagne bin ich mir weiterhin unschlüssig, ob sie von mir sein könnte, aber immerhin dicht dran, denn ein damals viel beachtetes Projekt unserer Initiative-Dialog war mit den Domains Nazis .de und Antifaschismus .de jahrelang unterwegs mit dem Foren-Slogan "Schlechtmenschen zu Gutmenschen machen".
Für Nazis war es eine ungeheure Provokation, weil sie die implizierte "Umerziehung" einerseits fürchten, andererseits glauben, sie seien im Unterschied zu Gutmenschen und Normalmenschen gegen Umerziehung immun.
Solch' Immunitätsanspruch möchte sich beweisen. So kamen sie scharenweise in unseren Chat und die Foren, stets guter Hoffnung, uns mit "Heil Hitler", "Sieg Heil" und Nicknamen wie "Adolf Hitler" erschrecken oder empören zu können, wie es ihren andersortigen Erfahrungen entspricht und sie in Strolchereien routiniert.
Aber wir machten es anders, wiesen bei Nicknamen wie "Adolf Hitler" darauf hin, dass nahezu jede Irrenanstalt, die etwas auf sich hält, mindestens drei Hitlers und vier Jesusse zu pflegen hat, also auch wir mit solchen Kunden klar kommen sollten,
ob nun mit oder ohne "Heil" bzw. Heilungsaussicht.
Oder wir fragten, warum "Herrenmenschen" einen "Führer" brauchen, ob jemand erst mit 16 oder schon mit 12 erahnte, sich nicht länger von den Untermenschen der Welt gängeln lassen zu müssen,
ob wenigstens der eigene Papa, sofern noch vorhanden, mit den Ansichten des Juniors klar komme oder das Leben schwer mache.
Ob sich "Heil Hitler", "Sieg Heil" auf den 8. Mai bezieht oder nur bis zur verlorenen Schlacht des Totalversagers Paulus.
Viele Fragen, viel Verdutzen, vor allem aber, wie persönlich wir wurden, weil sich das extremistisch Politische oft als vorgeschoben erwies.
Wir waren keine Pferdeflüsterer, sondern stellten den Strolchen nur jede Menge Fragen,
- ob ihnen ihre Weltsicht in allem plausibel erscheine oder an welchen Stellen Zweifel gehegt werden,
- ob es Enttäuschungen gab mit ihrer "Bewegung",
- ob es Dinge gibt, die sie bereuten, ...
Sie brauchten auf nichts zu antworten, sondern sich selbst, schon erst recht keine Details oder Personen nennen, denn wir waren nicht als Geheimdienst unterwegs.
Und es kam dann oft mehr, als wir wollten, denn fehlende Ernsthaftigkeit war reklamiert und bedurfte des Gegenbeweises, also jede Mengel Zweifel und Enttäuschungen, auch Nazis leben nicht im Paradies.
kein Paradies
Ca. 10 Jahre machten wir es bis 2009. Und bis in dieses Jahr melden sich Leute und danken uns, dass wir "anders" waren.
Tatsächlich lösten wir
umgeben zu sein.
bei "Sieg Heil", ob damit der 8.Mai gemeint sei, also einfach ganz sachlich und realitätsnah
Und als Kompetenzprobe erwies sich solch' Werbeversprechen dann als zu verlockend.
- aber wenn etwas nicht wirkt auf Nazis, dann sind es Lichterketten zivilisierter Bürger,
- und wenn Nazis etwas eher wie Benzin für ihr Feuer ist, dann sind es militante Antifas,
- aber das angebotene "Weihwasser" ist
Und es ließen sich viele Strolche aus ihren Wahnwelten, Geschäfts- und Gefechtseinheiten lösen, bis hin zu NPD-Landesvorstandsmitgliedern.
So provokativ anmaßend unser Schlechtmensch-zu-Gutmensch-Slogan war, erwies er sich dennoch nicht bloß als effektiv, sondern auch richtig.
Und die Richtigkeit begründet aus folgendem Prinzip, welches auch Sie möglicherweise für richtig halten
>> Begriffe wie "Weltverbesserer" und "Gutmenschen" taugen als Schmähbegriffe schon anfänglich und solange nicht, wie es Schlechtes zu bessern und Gutes zu leisten gilt.
Wenn ich mir uns und unseren Planeten beschaue, ist vieles schön, aber mindestens auch genug im Argen, dass es an Weltverbesserei und Gutmenschentum vermutlich nie Übermaß gibt.
Konservative mögen sich ob solcher Vorwürfe damit trösten, dass es in vermeintlich progressivsten Kreisen ebenso spöttisch gegen Moralisierende abgeht: "Wenn Gott ein Volk bestrafen will, dann schickt er dem Volk einen Idealisten."
Längst nicht immer machen Antithesen Sinn, aber eine schon: Wenn alle so gehässig wären, wie es die Gehässigen gegen Weltverbesserer mögen, stünde es heute auch in den Theorien um Menschenrechte und Staatswesen schlechter.
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Alles gut.