#181

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 13.10.2021 09:56
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Axel S., was "die Leute nur sagen", ist schon sehr verschieden & wenn du die vielen Sprüche nicht bemerkst oder schönfärben willst, die nationalistisch jede Hilfe für Afghanis ablehnen, dann stimmt wat mit deiner Sensorik nicht.

Und die Kriegsgegnerschaft, die du geltend machst, machte ich öffentlich vor dem Krieg geltend aus vielen Gründen, nicht bloß wegen der zu befürchtenden Opferzahlen und Erfolglosigkeit, sondern auch wegen der Völkerrechtswidrigkeit.

Während humanitäre Hilfe immer richtig ist und eine Frage der Selbstachtung, während viel Publikum hier ganz anders tickt, wie es eben auch vielen Deutschen gefiel oder gleichgültig war, als "man die Juden abholte" - und die Widerlichsten begeistert mitmachten.

Das waren keine anderen Menschen, sondern genau solche, wie sie hier gegen humanitäre Hilfe geifern.


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#182

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 14.10.2021 15:29
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Das Kapitel Afghanistankrieg schreibt sich mir anders, so sehr ich gehofft hätte, dass sich die besseren Hoffnungen erfüllt hätten, aber es gibt meinesgleichen, die sagen:

a) Zeremonien wie Fackelmärsche in Uniformen mit Gleichschritt sind nicht mein Ding, ganz gleich welches Land, aber erst recht nicht in Deutschland.

b) "20 Jahre kein Terror in Afghanistan" ist ungeheuerliche Unwahrheit, zumal auch die toten Bundeswehrsoldaten auf das Konto von Terroranschlägen gehen, vor allem jedoch ungezählte Afghanis, was ebenfalls ungeheuerlicher Skandal unserer subjektivistischen Sichtweise ist.

c) Die Terroranschläge vom 11.9.2001 durften kein Kriegsgrund sein, aber solche Lehre des 1. Weltkriegs vermochte der Bundestag nicht zu ziehen.

d) Der Afghanistankrieg begann völkerrechtswidrig, denn der WSR stimmte später nur zwecks Schadensbegrenzung zu.

e) "Uneingeschränkte Solidarität" darf es allenfalls mit Kindern, Wehrlosen, Hungernden usw. geben, aber für Krieg muss es immer Schranken geben, die es jedoch für Bush, Cheney, Rumsfeld & Co. nicht gab, denen brutalste Kriegsführung und Folter System hatte.

f) Der Afghanistankrieg war militärisch falsch, wie es an Lehre aus Algerien, Vietnam usw. zu ziehen gewesen wäre, aber vor allem aus dem Scheitern des zehnjährigen Afghanistankriegs Moskaus.

g) Der Afghanistankrieg war auch politisch falsch, denn die NATO ist in der islamischen Welt allenfalls den Kruden lieb, die sich für ihre Herrschaft und Machtansprüche aus den Waffenkammern der westlichen Rüstungsindustrie bedienen, wie sich umgekehrt Teheran, Damaskus vor allem der russischen Rüstungsindustrie bedienen.

Wenn wir uns nicht mühen, die Probleme der Welt gescheiter als mit Waffen anzugehen, dann haben wir auch aus dem Afghanistankrieg zu wenig gelernt.


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#183

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 14.10.2021 23:39
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Und nicht nur in Afghanistan weitete sich der Terrorismus aus, aber die Einsicht tut sich schwer, dass der "War On Terror" Abweg ist.


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#184

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 10.12.2021 14:57
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

#Resettlement"" heißt "dauerhaftes Bleiberecht" & ich halte es für wichtig, dass wir so reden, dass wir auch von allen hierzulande verstanden werden.

--------------------

Traurig, aber notwendig, wobei es ganz wichtig ist, mit den Taliban die Frauenrechte zu verhandeln und davon #Wirtschaftshilfen abhängig zu machen.
Aber Wirtschaftshilfen sind anderes als die dringend erforderlichen humanitären Hilfen, denn mehr als 20 Mio. Afghani sind hungerbedroht.

-------------------

es ist für so viele Menschen schon Drama genug, dass sie nicht hier bleiben dürfen, denn zurück ins Nichts & schlimmer


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zuletzt bearbeitet 10.12.2021 14:59 | nach oben springen

#185

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 05.01.2022 19:54
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Bedauerlich, dass sich die Interventionsmächte nicht darauf verstanden, die afghanische Bevölkerung für die Nutzung der angeblich großen Ressourcen zu begeistern und qualifizieren - und sollten sich nicht zu sehr drüber empören, wenn China es auszunutzen verstünde.

Was die völkerrechtliche Anerkennung der Taliban als rechtmäßiger Regierung anbelangt, so sollte sie ohnehin von den Vereinten Nationen entschieden werden. Und auch pragmatische Zwischenlösungen sollten ausgearbeitet werden, wie es sie für viele Fälle braucht.

Jedes Land kann sich dafür oder dagegen aussprechen, aber die Praxis der Alleingänge in Sachen Anerkennung kritisiere ich.


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#186

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 20.01.2022 16:42
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Georg, dass der Westen zu Zeiten des sowjetischen Afghanistankrieges auf Islamisten setzte, kann auch deine Erinnerungslücke nicht sein.


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#187

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 25.01.2022 17:37
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Taliban verhandeln in Oslo

zu solchen Verhandlungen mit den Taliban gibt es auch m.E. keine Alternative, wobei die völkerrechtliche Anerkennung den Vereinten Nationen vorzubehalten ist - und nicht mehr bilateral erfolgen oder verweigert werden sollte


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#188

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 26.01.2022 13:05
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

1. nicht Afghanistan und auch nicht die Taliban hatten "Amerika angegriffen", sondern ein internationales Terrornetzwerk, das sich sowohl in Afghanistan als auch z.B. in Hamburg eingenistet hatte.

2. Die Taliban wurden nach den Terroranschlägen von der US-Regierung aufgefordert, Bin Laden an die USA auszuliefern. Das wollten sie nicht, sondern boten die Auslieferung an ein islamisches Land an - hätten jedoch zunächst mal Bin Laden überhaupt ergreifen müssen.


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#189

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 18.03.2022 23:31
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

zankt Euch nicht - alle finden sich super - so arg beschäftigt - 20 Jahre Afghanistankrieg - war ja keiner - bloß "Einsatz"


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zuletzt bearbeitet 18.03.2022 23:35 | nach oben springen

#190

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 27.03.2022 03:51
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Klaus, die Absage von Verhandlungen scheint auch mir zweifelhaft, aber ich führte sie nicht & kann es letztlich nicht beurteilen, was sich verhandeln lässt und wem es zugute kommt.

Aber schon immer falsch ist es, soziale Nöte gegen Frauenrechte auszuspielen.

Unverzeihlich, dass afghanische Männer nicht zu Hunderttausenden für die Frauen auf die Straße gehen und auf deren Rücken ihre ideologische bzw. religiöse Anmaßung ausleben.


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#191

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 27.03.2022 04:54
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Klaus, ich bin nicht auf dem Laufenden, wo überall gehungert wird, denn tatsächlich geht mir im Moment der Ukrainekrieg vor - und genau diesen Effekt beklagt auch das WFP (Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen) zurecht.

Und das WFP macht m.W. keinen Unterschied, wie es um Frauenrechte steht.

Und ich wüsste auch nicht von Demonstrationen gegen den Hunger in Äthiopien, als mein Vater dort in schlimmster Hungerskatastrophe ärztliche Nothilfe leistete.

Wem neben der UNO geholfen wird, steht im Ermessen der Nationalstaaten und NGOs. Und das wird sich von Sympathien für Regimes nicht trennen lassen.

Im Moment ist es so, dass sich die NATO-Staaten durch Putins Ukraine-Krieg gigantischem Aufwand verpflichtet sehen >> Rüstungsausgaben, Flüchtlingskosten, Belastungen quer durch alle Bereiche.

Aber es gibt auch #Gewinner außerhalb des Rüstungssektors - und das sind jetzt vor allem die Öl- und Erdgas liefernden Staaten - und viele davon sympathisieren mit den Taliban mehr als es mir möglich wär'.

Es wird ein weiterer Fehler & sogar Verbrechen der nicht-muslimischen Staaten, gegen den Hunger in Afghanistan zu wenig zu tun, denn die Kriege der UdSSR wie auch der NATO in diesem Land waren Verbrechen und machten die krudesten Religiösen mächtig, denn so ist es ja oft in Kriegen, dass die Rasenden mehr bewirken als die Friedlicheren, aber das nimmt sie dann nicht aus der Eigenverantwortung, so auch nicht die Taliban aus der Verantwortung für das, was sie in Afghanistan treiben.

Verantwortung ist eben auch Last des Sieges.

Und wenn die Taliban-Männer dafür mehr haben wollen, als der Westen zu geben bereit ist, dann müssen sie sich tatsächlich und schnell an ihre "Glaubensbrüder" in Saudi-Arabien, VAE, Katar, Iran, Pakistan, Tschetschenien, Ägypten, Marokko usw. wenden - und können womöglich mit denen einfacher zu Kompromissen finden.

Wer Menschen in #Not helfen will, wendet sich an diejenigen zuerst, die es am ehesten tun würden, aber darf nur wenig Energie darauf verwenden, seine politischen Süppchen gegen den Westen oder gegen Muslime zu kochen, mit denen sich niemand ernähren lässt.


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#192

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 27.03.2022 05:20
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

@Klaus, nicht denken, dass ich deinen Posts böse sei, denn ohne Widerspruch machen wir uns vieles nicht klar oder laufen sogar in die Irre.

Aber eines muss ich erinnern & es war schon oft strittig zwischen mir und vielen in eigenen Kreisen:

Dass ich widersprach, wenn andere ganz groß schrieben:
"Menschenrechte sind nicht verhandelbar"

Dann machte ich mich sehr unbeliebt, wenn ich mit den zwei Hinweisen entgegnete,
1. wie schwer jeder Gesellschaft Menschenrechte abzuringen waren,
2. wie oft wir an Menschenrecht erlernen, was uns vorher kein Menschenrecht war - und scheint mir kein Ende abzusehen.

Meine Ansicht, dass Menschenrechte verhandelbar sind, kommt auch den Taliban zugute, denn daraus folgt:

"Wir" müssten verhandeln, aber sie haben viel Grund, auf "uns" wenig zu hören - und erpresst sehen möchte ich sie auch nicht, sondern im Lernprozess, dass Frauen die gleichen Rechte haben dürfen.

Aber weil es nichts bringt, wenn ich es den Taliban sage, obendrein ich als bekennender Atheist vielen Taliban wahrscheinlich ein Diener des Teuflischen bin, dann haben es in solchen Debatten vernünftige Muslime mit den Taliban leichter.

Und wer es leichter hat, steht mehr in der Verantwortung.

So leicht mache ich es mir 😉


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zuletzt bearbeitet 27.03.2022 05:24 | nach oben springen

#193

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 28.03.2022 13:09
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Klaus, ein "frenetischer Jubel im Land" ob des blöden Struck-Spruchs ist mir weniger erinnerlich als die Häme, an der auch ich mich gegen ihn beteiligte.

Wenn uns Frauen gleichwertige Menschen sind, dann sollten wir sexistische Sprüchen meiden, dass Frauenrechte nicht ernähren, denn es hätte zu lauten: "Menschenrechte kann niemand essen"

Dann erinnern wir wieder so hehre und doch falsche Sprüche wie "Menschenrechte sind nicht verhandelbar", aber sie sind es eben doch - und deshalb auch die Frauenrechte.

Das sollten wir tun, aber wie gesagt, die muslimische Welt findet bei den Taliban eher Gehör als die Verhandlungsteams der USA.

Aber wenn die Taliban nun dir statt Astrid R. zuhören, dann werden sie sich sagen: "Frauenrechte sind nicht so wichtig"


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zuletzt bearbeitet 28.03.2022 13:09 | nach oben springen

#194

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 25.05.2022 18:56
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

Naqibullah S., ich gehöre zu der politischen Mini-Minderheit in unserem Land, die den Afghanistankrieg ablehnten, aber nicht aus parteilichen Gründen, wie es NATO-Gegner machten, sondern aus völkerrechtlichen Gründen.

Ja, auch dieser Krieg war "unverzeihlich" und vermeidlich obendrein, denn die Taliban zeigten sich verhandlungsbereit, zumindest die Ausweisung Bin Ladens betreffend, auch wenn sie ihn nicht an die USA ausliefern wollten.

Und Kabul hatte den 11.9. kaum mehr verschuldet als Hamburg und alle Staaten, in denen sich Hass und Hassern nicht beikommen lässt.

In Völkerrechtskreisen hingegen sieht es kaum jemand anders als ich.
Meterweise steht mir die deutschsprachige VR-Literatur im Regal, aber das Recht interessiert zu viele leider nur dann, wenn es ihnen recht ist.


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#195

RE: Afghanistankrieg

in Friedensforschung.de 29.06.2022 19:29
von Markus Rabanus • 10.092 Beiträge

K. Larissa, kann schon sein, dass du gelacht hast, aber falls du dich für "die ganze Welt" halten solltest, dann gehe zum Arzt - vielleicht auch mit Burka.

Ich schrieb immerzu gegen den Afghanistankrieg, aber zum Lachen schien mir nichts.


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