@Anna Luise, den christlichen Glauben "nicht begreifen können/wollen" setzt voraus, ihn nicht begriffen zu haben.
Im Gespräch würden Sie rasch merken, dass es mir am Begreifen nicht fehlt, zumal von Geburt an christlich geprägt, unterrichtet.
Aber durch gewissenhaftes Nachdenken zu anderen Schlüssen gelangt.
Dietmar Kempny hält getreu der Theologie den Leidensweg Jesu zwecks Sündenvergebung für notwendig, während ich der Auffassung bin, dass die Kreuzigung des Gottessohns die Menschen eher in Sünde verstrickt.
Dem Schlechten Gutes abzugewinnen, mag trösten, mag auch mal Sinn machen, aber Schlechtes ist nicht Voraussetzung für Gutes, hingegen Schlechtes zu vermeiden, unabdingbar.
Überdies kann Sündenvergebung nur seitens derer erfolgen, an denen sich versündigt wurde.
Oder die Sünden wären so geringfügig, vielleicht auch wieder gut zu machen, dass es auf Vergebung nicht ankommen kann oder Vergebung selbstverständlich wäre.
Lässt sich eine Sünde nicht vergeben, so sollte man mit ihr leben und hätte sich immerhin zu bessern, wenn dazu Gelegenheit ist - und ein Blick ins Leben anderer genügt zur Gewissheit, dass es jede Menge Gutes zu tun gibt.
Die vermeintlich Frohe Botschaft betreffend, wäre zu bedenken, dass Jesu Bittgebet am Kreuz, Gott möge verzeihen, zwar Plädoyer, aber kein Freispruch ist.
Mir steht das religiöse Menschenbild, göttliches Ebenbild und Erdenherrscher zu sein, für die anmaßende Neigung des Menschen gegenüber der Natur.
Mir steht das religiöse Verlangen nach ewigem Leben zu typisch für inflationäre Unbescheidenheit des Menschen.
Die religiösen Paradiesvorstellungen sind nicht plausibel, denn wer den Menschen Paradies bescheren kann, muss sich die Höllen auf Erden vorwerfen lassen.
Mir verbietet sich moralisch die Anbetung eines Gottes, der Hunderttausende Menschen mit Tsunamis in den Tod spült und größte Menschheitsverbrechen nicht hindert, es sei denn, er wäre nicht allmächtig, wie es die Bibel Glauben macht.
Das viele Leid in der Natur ist unvereinbar mit einem anbetungswürdigen Gott und nur aus der Natur selbst "entschuldbar", weil sie ohne Geist auch ohne Gewissen Ergebnis aus Chancen und Schicksal ist.
Wir Menschen sind allerdings auf Moral und gutes Tun angewiesen sind, um nicht aneinander und an unserer Naturzerstörung zu scheitern.
Das macht Sorge und ist schade, denn eigentlich wäre der moralischere Mensch daran zu erkennen, auch ohne Furcht vor Strafe und ohne Aussicht auf Lohn Gutes zu tun.
Soweit zum Vergleich religiöser und atheistischer Ethik auf theoretischer Ebene, aber entscheidender ist die Praxis. Und dort braucht es Zusammenwirken.