#46

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 12.02.2019 15:24
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Dschung schreibt: "Geschichte zeigt, dass der Stärkere das Sagen hat und der Gewinner immer Recht bekommt."

Nein. Dann wären wir beide schon tot, denn "Stärkere" gibt es immer, aber der Rechtsstaat und das Gewaltmonopol des Staates schützt eben davor.
Leider fehlt es daran im Globalen. Und daran kann die Menschheit als Ganzes scheitern, wenn sich die Starken in die Wolle kriegen, weil die Schwächeren zu lange brauchten, um zu kapieren, was sie brauchen.


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#47

Einsteins Pazifismus

in Friedensforschung.de 26.02.2019 16:27
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Edgar zitiert Albert Einstein: "Der Krieg kann nur auf eine einzige Weise verhindert werden: Durch die Weigerung des Menschen, in den Krieg zu ziehen."

Lieber Edgar H., das Zitat ist aber wirklich nicht Einsteins letzter Rat an die Menschheit. Nicht nur wegen des Erfordernisses, Nazi-Deutschland militärisch in die Knie zu zwingen, sondern angekommen im Atomzeitalter, dass die Kriegsdienstverweigerung nicht reicht, wenn jemand die falschen Knöpfe drückt.

Einsteins Pazifismus: "Das Ziel des Pazifismus ist nur durch eine übernationale Organisation erreichbar. Die bedingungslose Befürwortung dieses Zieles ist das Kriterium des wahren Pazifismus." Brief an A. Morrisett, 21. März 1952, Einstein-Archiv 60-595

Wie Frieden möglich wird, versuchte ich in knappe 11 Zeilen zu fassen:
www.pazifistisches-manifest.de


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#48

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 13.04.2019 17:45
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Holger Hornburg, ich habe bspw. Wolffsohns Buch "Zum Weltfrieden" in unserer kleinen Völkerrechtsbibliothek.

Sein gesamtes Konzept ist "völkisch", wenngleich er vornehmer von "Demographie" spricht, wonach die Staaten zu sortieren seien, damit der "Deckel zum Topfe passt", nahezu alle Grenzen neu zu ziehen, innerhalb derer die Volksgruppen über sich selbst entscheiden usw., als werde daraus kein Rassismus.

Mittels Föderalisierung und Minderheitenvertretungen will er zwar gegenwirken, aber mit völkischem anstelle von pluralistischem, menschenrechtlichen Ansatz.

Der Föderalismus hat nämlich nur dann Positives, wenn er dem Subsidiaritätsprinzip Geltung verschafft, also kurz gesagt: Regionales und Zentrales in einer Weise zu ermächtigen und machtbeschränken, wie es gemeinsame Interessen berücksichtigt und die demokratischen Wege für alle Belange kurz hält, für die der kleinere Horizont ausreicht.

Die Minderheitenvertretungen fordere auch ich, aber darin hat nicht unterzugehen, dass es die Selbstbestimmung in allen politischen Belangen als Mitbestimmung zu begreifen und zu praktizieren gilt.

Und "Weltfrieden" stelle ich mir ohnehin anders vor als es der ehemalige Bundeswehr-Professor predigte. Allerdings ist diesbezüglich die Kluft von anderer, viel größerer Dimension als die Kluft zwischen seinem hordenrechtlichen Weltmodell und meinem menschenrechtlich-multikulturellen Weltmodell, denn während er nahezu die gesamte Politik weltweit hinter sich weiß, wonach der Frieden im Wege gegenseitiger Abschreckung zu sichern sei, fordere ich einen Wechsel zur Friedenssicherung per UNO-Gewaltmonopol - und sehe mich darin völkerrechtskonform, jedenfalls konform zu allen namhaften Völkerrechtlern weltweit. LG


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#49

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 10.05.2019 20:32
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Steve C. Ellard, im wissenschaftlichen Diskurs (Streit) können Thesen einander in Gegenüberstellung genügen. Dort bedarf es keines Richters, denn die Wissenschaft hat sich mit Beweiskraft zu begnügen.

Das lässt sich in politischen Konflikten nicht immer abwarten, sondern braucht entweder diplomatische, demokratische oder gerichtliche Entscheidung.

Das Völkerrecht unterscheidet sich prinzipiell nicht vom Privatrecht:
Jedes Urteil kann falsch sein, wie auch mir in mietrechtlichen Belangen passieren könnte, wenn ich es zum Streit kommen ließe. ABER auch ein schlechtes Urteil ist immerhin besser als würde ich mich mit Mietern per Schusswaffen streiten.

Darum: In Analysen völkerrechtlicher Konflikte "mündet" jegliche Stellungnahme in Lobbyismus zur militärischen Selbstjustiz, wenn keine übernationale Gerichtsbarkeit für den Fall diplomatischen Scheiterns anmahnend.

Das nationale Notwehrrecht ist dadurch nicht eingeschränkt, aber wer Notwehr übt, ohne sich nachträglich einem Gericht zu verantworten, ist "Lobbyist der Selbstjustiz".

Weitergehend:
Wer einen Konflikt nicht beizulegen weiß, aber die Vereinten Nationen an Entscheidung und Beilegung hindert, ist "Lobbyist der Selbstjustiz".

Solche Lobbyisten findet man oft auf beiden Seiten eines Konflikts, solange sie von eigener Überlegenheit überzeugt sind und sich deshalb gegen "Einmischung" verwahren.

Gibt es ein großes Kraftgefälle zwischen den Streitparteien, so neigen die Schwächeren eher zu Forderungen nach "internationaler Einmischung", es sei denn, sie wären Extremisten, die ohnehin keine Unterstützung zu erwarten hätten.

Das Völkerrecht unterscheidet sich prinzipiell nicht vom Privatrecht, aber leider praktisch, denn während das Privatrecht einem effektiven Gewaltmonopol des Staates unterworfen ist, steht das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen zwar in der UNO-Charta und wäre von allen zu befolgen, aber weil es am UNO-Streitkräftemonopol fehlt, bleibt Konfliktparteien die faktisch politische Freiheit zum Missbrauch ihrer militärischen Potentiale.

In den genannten 11 Zeilen steht alles - und eigentlich schlüssig genug für jeden, so dass es darauf ankäme, nun auch die ersten Schritte zu gehen, wie in den Zeilen darunter mal vorgeschlagen.

Fordern und tun wir das nicht, so wird die Menschheit an sich selbst scheitern.

Wer hier kennt das Buch "Frieden - Weltordnung oder Weltuntergang" von Albert Einstein?

Ein dickes Buch (675 Seiten), aber leicht zu lesen, weil nicht erforderlich alles am Stück, sondern vorzugsweise Briefe nach 1945. Gegen die verdrießliche Logik politischen Treibens und den dringenden Ausweg daraus.

Gebrauchtkauf bei Amazon inkl. Porto oft unter 10 Euro. Permanentes Ärgernis, wie viele Schulen sich mit seinem Namen schmücken und nichts von ihm vermitteln.
Und bildungspolitische Sünde, dass die Schulbücher zur Geschichte und Politik seinen Ansatz nicht erwähnen.

Und warum das so ist:
- Um den Pazifismus in seinen Kuschelvarianten zu trivialisieren,
- um das völkerrechtlich statuierte UNO-Gewaltmonopol zu unterlaufen und an der militärischen Selbstjustiz machtpolitischer Allianzen festhaltend.


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#50

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 01.06.2019 14:10
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Lieber Klaus Schlichtmann, auch mir kommt Art.24 GG oft zu kurz, zumal diese Verfassungsnorm neben den Völkerrechtsvorrangklauseln die normative Basis dessen ist, was www.pazifistisches-manifest.de fordert.
Weil so wichtig, zähle ich einige der Völkerrechtsvorrangklauseln auf:
a) Art.103 UNO-Charta
b) Grundgesetz Art.25, 26
c) Präambel des NATO-Status


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#51

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 05.06.2019 17:11
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

a) zum Flugreisen:

ich verzichte seit Jahrzehnten gänzlich auf das Reisen, so sehr ich ferne Menschen, Strände, Berge liebe, aber ich habe das Glück eines eigenen Gartens, der mir den Verzicht leichter fallen lässt - und einen Fernseher, der mir mit vielen Reportagen viel mehr von der Welt zeigt als ich jemals besuchen und studieren könnte.
Obendrein wäre mir vieles wäre mir zu weh, bloß Tourist zu sein und nichts zu ändern, denn wir lassen vielen Menschen und die Natur zu sehr leiden.

b) zur Militärfliegerei:

Auch die "Halbierung" wäre noch viel zu viel für unseren Planeten und auch für den Frieden, denn der Frieden ist nicht daraus, dass wir gegeneinander dolle Streitkräfte vorhalten, sondern unsere internationalen Streitigkeiten nach gemeinsamen Regeln von den Vereinten Nationen entscheiden lassen - und einzig die UNO militärische Mittel hat.

Da muss es hin. Oder wir scheitern.

In 11 knappen Zeilen >> www.pazifistisches-manifest.de

So verlangt es das Völkerrecht - und da muss es hin.


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zuletzt bearbeitet 06.06.2019 14:15 | nach oben springen

#52

RE: UNO-Pazifismus Diskussion

in Friedensforschung.de 06.06.2019 14:14
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Wenngleich die Menschheit von Gewaltverbrechen nie frei sein wird, lassen sich die Höllen der Kriege sehr wohl eindämmen.

Und das auf den Weg zu bringen, ist Menschheitspflicht.

Wenn wir nicht im Dunkeln tappen möchten, dann lautet die erste Voraussetzung Abkehr von Dogmen/Doktrinen, wie sie in früheren Epochen mit gegenseitiger Abschreckung und nationaler Selbstjustiz alternativlos waren, denn ein übergeordnetes Gewaltmonopol, wie es die UNO-Charta für die Vereinten Nationen statuiert, war technisch bis ins 20. Jahrhundert allenfalls binnen-regional, nicht aber global möglich.

Die technische Machbarkeit ist Voraussetzung für politische Umsetzbarkeit. - Der politischen Umsetzbarkeit stehen allerdings noch die veralteten Doktrinen im Wege.

Das gilt es zu ändern. Weltweit. Gegen alle politischen und wirtschaftlichen Widerstände, die sich und uns vom Krieg als Fortsetzung von Politik Vorteile versprechen und die militärische Selbstjustiz gar zur "Ultima ratio" verklären.

"Ultima ratio" kann jedoch niemals daraus sein, wer sich als Stärkerer, Rücksichtsloserer und Hinterhältigerer durchzusetzen vermag.

"Ultima ratio" ist viel mehr, dass sich die Streitigkeiten ausschließlich auf der Basis gemeinsamen Rechts zu entscheiden haben und per UNO-Gewaltmonopol erforderlichenfalls dann auch durchgesetzt.

Solange es die Völker nicht fordern, dass einzig die Vereinten Nationen höchste Gerichtsbarkeit und die mächtigsten Streitkräfte haben, werden die Völker gegeneinander in Kriege gehetzt werden können, ohne dass ihnen wieder genommen und bestraft wird, was sie durch Kriege gewinnen oder zerstören.

Knappe Begründung und Wegbeschreibung >> www.pazifistisches-manifest.de


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#53

RE: UNO-Pazifismus Diskussion

in Friedensforschung.de 06.06.2019 15:30
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Lieber Jörg, es ist eigentlich kein Idealismus, denn immerhin "Gewaltmonopol" und kein "neuer Mensch", sondern eine Logik auf den Planeten übertragen, wie es sich innerhalb jeden halbwegs zivilisierten Nationalstaates seit langem bewährt. - Dass wir uns in Streitfällen nicht Selbstjustiz üben dürfen, ohne vor den Richter zu kommen.


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zuletzt bearbeitet 06.06.2019 15:31 | nach oben springen

#54

RE: UNO-Pazifismus Diskussion

in Friedensforschung.de 18.06.2019 13:01
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Matthias Voß, den 11 Zeilen von www,pazifistisches-manifest.de schließt sich ein wirklich kurzer Umsetzungsvorschlag an.

Sicherlich lassen sich auch andere Varianten entwickeln, aber diese ist zunächst mal plausibel.

Deine weiteren Fragen (nach Umsetzung) sind dort allerdings nicht behandelt. Darum hier:

"Wer garantiert, dass ..." solch' Monopol nicht Multipole und ethnische Pole zerfällt?

Die Aufrechterhaltung des Gewaltmonopols hat wie in jedem Staat das Gewaltmonopol selbst zu gewährleisten.

Aber nichts ist ohne Probleme:

a) Meutereien von Teilen der UNO-Streitkräfte sind denkbar, wie es auch Nationalstaaten passieren kann, dass sich Regionen separieren wollen und sich die Streitkräfte nationalistisch oder ethnisch, religiös und sonstwie aufspalten.
So ist es in Jugoslawien geschehen - und der Bürgerkrieg bekam militärisches Format.

b) Auch mit Terrorismus, Aufständen und Bürgerkriegen wäre weiterhin zu rechnen, aber deren Mittel sind allemal beschränkter als die Mittel des Gewaltmonopols.
Gefährlicher allerdings, wenn private Streitkräfte-Unternehmen zugelassen werden, wie sogar auch in den USA und Russland, die sich dann gewinnorientiert anbieten, um in Konflikten staatliche Streitkräfte zu ersetzen. Ich bin entschiedener Gegner davon, aber immerhin lassen sich auch deren Mittel beschränken.

c) Auch das organisierte Verbrechen wird es weiterhin geben und gewaltförmig das staatliche Gewaltmonopol in Frage stellen, aber immerhin ließe es sich unterbinden, dass die Mafia über Kampfhubschrauber verfügt.

Matthias Voß, es darf doch eigentlich nicht wundern, wenn ich dir deine Fragen nicht mit Paradiesverheißungen beantworte, denn das Gewaltmonopol war und wird nie die Lösung aller Probleme, aber bleibt noch immer wichtiges Institut kultivierten Zusammenlebens, denn es dämmt die Selbstjustiz ein und dient der Durchsetzung des gemeinsamen Rechts.

Das UNO-Gewaltmonopol ist überdies seit dem 24.10.1945 GELTENDES Völkerrecht.
Und die UNO-Charta verspricht darüber hinaus, dass es auch Umsetzung erfahren soll, um den sich der "Generalstabsausschuss" (Art.26, Art.45 ff.) kümmern sollte, der mit 1. WSR--Resolution v. 1..2.1946 statuiert wurde, aber seither scheintot blieb,
- weil die Vetomächte ihre Privilegien missbrauchen
- und weil der Druck der übrigen Staaten zu schwach ist,
- und weil sich viele Staaten auf den Trittbrettern starker Mächte wohlfühlen (müssen), von deren Support die Aufrechterhaltung eigener Regimes abhängt.

Das UNO-Gewaltmonopol war die Lehre aus zwei fürchterlichen Weltkriegen und dem Freiwilligen-Bund des "Völkerbundes", dass der Krieg nicht mehr Fortsetzung von Politik mit selbstjustiziellen Mitteln sein dürfe, sondern internationale Streitigkeiten von den Vereinten Nationen entschieden werden müssen.

Aber dieses "Müssen" wird solange nicht funktionieren, wie am "Zuwider-Können" der Nationalstaaten durch Fortbestand nationaler Streitkräfte als Dominante festgehalten wird, ohne dass dem auch nur ansatzweise genügende UNO-Streitkräfte gegenüberstehen, die wenigstens allen nationalen Streitkräften klar überlegen sein müssten, während ich meine, dass sich die Nationalstaaten auf polizeiliche Erfordernisse abgerüstet gehören.

DANKE für deine Kritik, denn wenngleich die von dir aufgezeigten Probleme m.E. nicht aus der Welt zu schaffen sind, so rechtfertigen sie nicht, dass die Nationalstaaten ihre Rivalitäten weiterhin militärisch austragen, wie sie es zwar völkerrechtlich nicht dürfen, aber können, solange das völkerrechtliche UNO-Gewaltmonopol nicht durch das UNO-Streitkräftemonopol ergänzt und bewahrheitet wird.


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zuletzt bearbeitet 18.06.2019 13:26 | nach oben springen

#55

RE: UNO-Pazifismus Diskussion

in Friedensforschung.de 28.06.2019 02:10
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Viele kapieren halt nicht, dass es keinen Frieden "gegen die USA "geben kann.
Aber es kapieren auch viele nicht, dass es keinen Frieden "gegen Russland", China usw. geben wird.

Viele labern von Diplomatie, betreiben aber keine, weil es ihnen an Phantasie für gemeinsame Lösungen fehlt - und das liegt wiederum daran, dass sie zu vorrangig den eigenen Reihen gefallen wollen und müssen - und der Gegenseite missfallend deren Interessen nicht ernst genug nehmen und auf die Macht von Sanktionen oder gar militärischem Spektakel setzen.

Und offenbar kapieren alle Seiten nicht, wie notwendig es wäre, den Vereinten Nationen die letzte Entscheidung in Streitfragen zu lassen.

Das Völkerrecht weist die Wege, aber die Politik mit all ihren Großschnauzen und Trittbrettfahrern bleibt auf Abwegen.


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zuletzt bearbeitet 28.06.2019 02:16 | nach oben springen

#56

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 30.06.2019 16:11
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

David Fliegel, von "zurecht" war keine Spur im von dir kritisierten Posting, aber der Moralverlust tritt in Kriegen auf allen Seiten und zu oft straflos ein, so dass es zwar zu beklagen, aber auch für Opfer nicht überraschend war, denen obendrein befohlen war, bis zum Überranntwerden nicht zu fliehen, sondern Widerstand zu leisten.
Das NS-Regime hatte die Kapitulation so weit hinaus gezögert, dass von "Kapitulation" im Unterschied zu 1.Weltkrieg schon längst nicht mehr die Rede sein konnte, denn alle Befehlsstände waren überrannt.

Rache ist immer reaktionär, Gewalt gegen Wehrlose ebenso sehr,
aber wo die Sieger auch hinkamen, fanden sie von den vielen, vielen Nazis fast überhaupt keine mehr, denn alle Uniformen versteckt, Parteibücher verbrannt usw.

Man kann von Menschen, die durch das Feuer der Kriegshölle gingen tatsächlich nicht erwarten, dass es nur wenige wären. die keine Lust mehr hatten, zwischen schuldigen und unschuldigen Deutschen zu unterscheiden.

Das NS-Regime hatte 12 Jahre mit Fotos von Hitler zujubelnden Frauenmassen in aller Welt geprahlt, die sich als Mütter einer "Herrenrasse" berauschen ließen und aus Perspektive vieler, die versklavt werden sollten, wie Huren des Nazi-Regimes aufgefasst wurden und dafür bitter erniedrigt, oft bis in den Tod, wie zuvor umgekehrt vor allem in besetzten Gebieten des Ostens.

Dass Unrecht in Kriegen, die schon an sich Unrecht sind, ist weiterer von vielen Gründen, weshalb man sich ernsthaftere Gedanken über die Friedenssicherung zu machen hätte.
Stattdessen bleiben viele den antiquierten Dogmen verhaftet, z.B. "Wer den Frieden will. der rüste zum Krieg.",
während andere naivsten Varianten des Pazifismus Anhängerschaft geloben - bis hin zum Verzicht auf Selbstverteidigung, was sich nur wenigen im Kriegsfall durchhalten lässt.
Diese naivste Variante des Pazifismus wird in unseren Schulbücher als der hauptsächliche Pazifismus geschildert, um den Pazifismus auf Masochismus und Dummheit zu reduzieren, damit die Menschen weiterhin dem antiquierten Dogma zugetan bleiben, der Frieden sei im Wege der Selbstverteidigung zu retten, was ebenso Humbug ist wie der Verzicht auf Selbstverteidigung.
Was an der Selbstverteidigung irreführend ist, steht gleich in den ersten drei Zeilen des bloß 11-zeiligen www.pazifistisches-manifest.de
Und da muss es hin, denn alles andere bleibt riskantes Provisorium.


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#57

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 03.07.2019 23:16
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Dolle Einsicht ;-) <3 und viele Reiche in Sachen Vernunft reichlich still, denn nicht bloß, dass es für viele nüscht zu gewinnen gibt, sondern jede Menge zu verlieren.

Naja, vielleicht sehe ich das auch zu sehr aus Immobilienhai-Perspektive, aber meine Häuser sind nicht gegen Krieg versichert - und so dicht bei einander, dass schon eine Atombombe genügen würde - und alle Müh' wäre dahin.

Sarkasmus OFF

Ich bestehe darauf, dass alle Streitigkeiten von Gerichten entschieden werden - so auch die internationalen. Und nicht mittels einander rivalisierenden Armeen.
Darum reicht deren Abrüstung nicht, sondern es braucht das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen.


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#58

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 04.07.2019 03:13
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Ja, Problem ist halt, dass es genau daran "Gewinner" gibt, dass so viele "Diplomatie" auf Gegenkurs zur Streiterledigung ist - und Allianzen der Feindschaft schmiedet, was uns das Wettrüsten beschert, die Stellvertreterkriege, deren Begrenzung auf einer Abschreckung basiert, die immerzu allseitig modernisierend inflationiert - und weil obendrein auf Kollisionskurs, letztlich ins Auge gehen kann und wird.
Wie jeder weiß - in der Friedensbewegung.

Nur kapiert halt nicht jeder, dass es sich einzig und allein durch ein übernationales Gewaltmonopol ändern kann.

Wohl wahr, dass fernes Ziel, doch war für jeden Streitfall schon seit dem 24.10.45 zu fordern:
Dass sich diplomatisch geeinigt werden muss - und falls nicht, dann im Weltsicherheitsrat, dass wer Veto einlegt oder Veto provoziert, dann den IGH entscheiden lassen soll, nicht abzukehren vom Verfahren und nicht mit Waffen fuchteln darf.

Deutschland hockt im Weltsicherheitsrat, verlangt Diplomatie, aber deren Chancen stehen schlecht, solange unser Ex-Bundespräsident nahezu unwidersprochen predigte, der Krieg sei "Ultima ratio", während wirkliche Ultima ratio nur sein kann, dass nicht die Streitparteien den Streit entscheiden, sondern eine Instanz, die über den Streitparteien steht und nach Völkerrecht entscheidet. - Dafür hat sich Maas einzusetzen.

Und Erfahrung würde, wie innerhalb aller zivilisierten Staaten tatsächlich massenweise Einigung erfolgt, dass ernsthafter verhandelt wird, wenn für den Fall des Scheiterns ein Richterentscheid droht.


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#59

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 18.07.2019 14:56
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Unsere Zeit braucht eine qualifiziertere Friedensbewegung, wie sie von Kant angedacht und von Albert Einstein in Hunderten Briefen präzise dargelegt wurde ("Frieden - Weltordnung oder Weltuntergang".

www.pazifistisches-manifest.de


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#60

RE: UNO-Pazifismus

in Friedensforschung.de 25.07.2019 15:16
von Markus Rabanus • 10.094 Beiträge

Lieber Jörg Sobota, zunächst mal Dank, dass du dich äußerst, aber wahrscheinlich ohne den Text unter dem "Manifest" gelesen zu haben, denn ich verlinkte ihn falsch. - Nun korrigiert.

Lesezeit drei Minuten. - Erarbeitet über Jahrzehnte ;-), denn mitunter fällt der Groschen schwer, je tiefer man sich in Streitstände begibt, die bis weit in die Völkerrechtslehre von den Streitparteien antagonistisch gegraben wurden.

Letztlich bin ich mit der herrschenden Völkerrechtslehre jedoch einiger als mit der leider oft romantisierenden Friedensforschung und auch der Friedensbewegung, wie sie sich aus diversen Strömungen zusammensetzt, teils zum Frontwechsel neigt, teils zum Gänseblümchen.

Aber auch ohne Kenntnis des Textes schlussfolgerst du falsch, denn je "potenzierter" ein Risiko, desto fataler ist es, keine Eindämmung auf den Weg zu bringen.

Was die fehlende Autorität der UNO anbelangt, so wäre sie über besagte Wegbeschreibung herzustellen.

Völkerrechtler, Friedensforscher und viele Stimmen in der UNO-Generalversammlung haben jede Menge Vorschläge, wie z.B. auch der Weltsicherheitsrat zu reformieren wäre, um seiner Verpflichtung gerechter zu werden und Konflikte zu lösen.

Deutschland beteiligt sich seit den Achtzigern (ganz egal, ob sozialliberal, schwarzgelb, rotgrün regiert) an diesen Diskussionen nahezu ausschließlich nationalistisch, um einen Ständigen Sitz im WSR zu ergattern.
Alles andere an Reformdiskussion wird hierzulande auch gar nicht kommuniziert, weil nationalistischer Gleichklang herrscht zwischen jeweiliger Opposition, Regierung, Medien und Staatsvolk.

"Realitätsfern" sind die heutigen Vorstellungen von der gegenwärtigen Realität, die näher besehen ganz andere ist als es sich die Völker antiquiert verheißen, dass sich unsere Friedenssicherungsstrategien noch wie zu Zeiten funktionieren würden, als die Mongolen angeritten kamen.

Das ist anders heute. In kaum 25 Minuten fliegt eine Rakete an, viele gar weniger als 8 Minuten. - Das wird allen Ernstes als "Ernstfall" beschrieben, als sei es dann nicht allen Ernstes "vorbei".

Obendrein die Frechheit und Völkerrechtswidrigkeit, dass solche Strategien alle Menschheit in Mitleidenschaft ziehen, die mit den Rivalitäten und dem Streit um die Weltvormacht nichts zu tun hat, sondern im Gegenteil nach Gleichberechtigung verlangt.

Und diese Diskrepanz zwischen Realität und Bewusstsein ist politisch immerhin relevanter als die Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe ist.

Du meinst vermutlich, dass die Weiterentwicklung der Menschheit über den Schritt von der Horde zur Nation hinaus "unrealistisch" sei bzw. "Utopie" bleibe.

Na, wenn dem so wäre, dann läuft es auf Dystopie hinaus. denn die Menschheit braucht gemeinsam geregeltes Angehen nicht nur in Fragen des Friedens, sondern betreffend alle globalen Probleme.

Also entweder ziehen wir die logischen Schlussfolgerung gemäß politischer Vernunft oder stümpern weiterhin mit unseren hordistischen und taktischen Interessen gegeneinander herum.

Der allgemein als recht schlau anerkannte Albert Einstein brachte es in Hunderten Briefen zum Frieden - insbesondere nach 1945 - immer wieder präzise auf den Punkt, zusammengefasst von seiner Nachlassverwaltung im Band "Frieden - Weltordnung oder Weltuntergang".
Und heute gilt das für viele weitere Themen.

Und dieser doch wirklich sehr schlaue Einstein meinte zum Problem vermeintlicher Unmöglichkeit (nachstehend verkürzt):

"Nichts ist unmöglich, was uns Menschen machbar ist."

Und wir fügen mal hinzu: "Im Schlechten wie im Guten."


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zuletzt bearbeitet 25.07.2019 15:19 | nach oben springen



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