Dass die Gerichtsbarkeit in den USA zwischen in- und ausländischen Konzernen unterscheide, lässt sich so nicht sagen, denn oft genug erwischt es auch US-Konzerne.
Davon fühlt man sich hierzulande halt nicht betroffen und amüsiert sich womöglich über die "verrückte US-Justiz".
Die US-Prozesse gegen VW und Dt.Bank können auch den Strolchen der Bayer AG nicht entgangen sein, denn zu oft in fettesten Buchstaben ganz oben auf erster Seite ihrer Lieblingsgazetten.
Wahrscheinlich waren auch schon vor dem Kauf die Prozesse auf dem Weg und wenn bei Kauf verschwiegen, könnte die Bayer AG die Verkäufer strafanzeigen.
Im Moment kann keiner der Strolche die "Verantwortung übernehmen" und den Posten räumen, weil es Eingeständnis von Versagen wäre und die Aussichten für den weiteren Prozess noch mehr verdüstern würde.
Wenn das Ding mit den "11.000" Anspruchstellern dann irgendwann durch ist - vielleicht durch "Vergleich", dann wird jemand zum Trost der Aktionäre unter "Verantwortung übernehmen" verstehen, den Hut nehmen zu müssen und "Ich bin dann mal weg" sagen, anderswo unterkommen oder in güldenen Ruhestand gehen.
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Die Bayer AG hatte am 7.6.2018 Monsanto für 63 Mrd. US-Dollar gekauft. Also mehr als Myanmar mit immerhin 53 Mio. Menschen an Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet.
Die "Verunsicherung an den Kapitalmärkten" ist durch das Urteil im Moment so groß, dass der Börsenwert der Bayer AG insgesamt auf 53 Mrd. US-Dollar fiel, also unter den Monsanto-Kaufpreis.
Erstinstanzlich nun 81 Mio. Dollar für einen Krebserkrankten.
Wäre das auf 11.000 Fälle hochzurechnen, kämen käme es auf 891 Mrd. US-Dollar. Und Justizkosten obendrauf. Die "steuerliche Absetzbarkeit" rettet dann nichts mehr.
Der Schaden wäre 17-Faches des Börsenwerts.
Man mag wünschen, dass ich mich mit den Nullen vertue. - Und so schlimm wird es wahrscheinlich nicht kommen, aber eigentlich darf auch die wirtschaftliche Vernunft nur so hoch pokern, wie sie zu verlieren bereit wäre.
Einige Medien spekulieren, dass die Bayer AG mit solch' niedrigem Börsenwert zum Objekt "feindlicher" Übernahme werde, aufgeteilt und gewinnbringend verkauft.
Das "feindlich" darf man sachlich betrachtet weglassen, denn es wäre börsianisch bloßer Zahlungsvorgang auf eine Spekulation, wie sie im Kleinen auch für den Bäcker ist, wenn er Arbeit und Material ins Brötchen steckt und auf Kundschaft hofft.
Persönliche Haftung für Krebserkrankte und Wertverluste wird wohl kaum irgendwelche Akteure treffen, ob damals, ob jetzt, ob morgen, denn sie kauften und vertrieben ja "zugelassene Mittel", "vertrauten Expertisen" und Wissenschaft darf irren. Das stimmt zwar prinzipiell, aber nur in sauberen Verfahren.
Und wo keine persönliche Haftung, da verliert sich eben auch das Verantwortungsbewusstsein.
Die "Zeche" zahlt in diesem Fall vor allem die Natur - und wohl doch auch der Mensch mit seiner Gesundheit. - Für die Aktionäre kann sich mein Mitleid nicht aufschwingen, auch wenn es liebe Eltern von lieben Kindern usw., denn das schließt zwar Schadenfreude aus, aber die Verantwortung kann sich nicht gänzlich verlieren - und trifft dann halt diejenigen, die sich vormachen lassen, Börse sei anderes als Pferdewette.
Und die Mitarbeiter? Auch wieder viele nette Menschen, wie in der Rüstungsindustrie, die vielleicht keinen Job in reinen Wohltätigkeitsvereinen fanden. Viele fürchten jetzt über ohnehin den von der Bayer AG angekündigten Stellenabbau hinaus, dass es sie erwischt, dass die Ratenzahlungen nicht mehr klappen und alles verlieren. Wie schaut es da aus mit dem Mitleid. Lässt sich nicht entscheiden, denn viele waren "dafür" und sicherlich auch viele "dagegen".
WER ist schuld?
Wenn betrogen wurde, dann die Betrüger - und etwas geringer diejenigen, die davon wussten und keine Whistleblower wurden.
Und noch geringer diejenigen, die es überhaupt nicht interessierte.
Gedankenspiel: Multipliziert man die kleine Schuld der vielen Weggucker mit ihrer Anzahl, dann ist deren Schuld in Summe mit der Schuld der wenigen Betrüger und Mitwisser vielleicht schon wieder auf gleicher Höhe.
So dürften sie untereinander aufrechnen, aber nicht gegenüber Dritten, sofern die keine Mitschuld trifft. Okay, stückweit schon, insoweit die Politik etwas erlaubt oder schlecht kontrolliert - und wie Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) im November 2017 zur Verlängerung beitrug.
Ging in der Politik alles mit rechten Dingen zu, müssten wir uns als Wähler schämen Na, jedenfalls diejenigen, die nur dann "sorglos" tun, wenn sie sich bloß Sorgen um die eigene Schrankwand machen.
Ging es in der Politik schräg zu, weil korrumpiert - und sei es durch Parteispenden, dann müssten wir uns wenigstens fragen, warum wir solche Beziehungen zulassen.
Demokratie ist eine Ewige Baustelle - zwar tunlichst nie mit Vollsperrung, aber wenn Schäden, Gefahren auftreten, wenn sich Verbesserungsmöglichkeiten anbieten, muss man ran.