Hermann Weiß, bitte nicht enttäuscht sein, aber du bist hier nicht "unter Rechtsgelehrten". Auch ich nicht, denn vieles nie gebraucht und blieb eigentlich nur dem Völkerrecht, gelegentlich den Staatstheorien und der Rechtsphilosophie treu.
Und in der Rechtsphilosophie ist es dann mit dem "Freien Willen" so,
- dass sie sich mit den biologischen Aspekten eher gar nicht befasst,
- ausgiebiger jedoch mit psychologischen Aspekten im Hinblick auf z.B. Geschäftsreife, Schuldfragen, Zwänge in Notlagen und Abhängigkeitsverhältnissen, Täuschung.
Also diesbezüglich wird die Rechtsphilosophie und sonstige Rechtswissenschaft den "Freien Willen" zwar beeinträchtigt sehen sollen, aber sich nicht leisten können, dem "Freien Willen" die Existenz abzusprechen, denn dann dürfte man ja niemanden mehr bestrafen oder an Verträgen festhalten.
In anderen Wissenschaften mögen es einige tun, denen sich alles Denken und Treiben als bloße Sozialmechanik oder Biomechanik darstellt, so dass ihnen jegliche Entscheidungen gebundene Reflexe sind, aber ich glaube nicht, dass es jemand gar so eng sieht, sondern eher mit Bandbreiten für Entscheidungsvarianten vermutet werden, also ähnlich unseren Vorstellungen von "künstlicher Intelligenz" der Computerwelt.
Die Logik, die Schlechter-Besser-Abwägung - all das hängt zwar von Leistungsfähigkeiten ab, ist jedoch oft hochkomplex und womöglich auch deshalb variativ genug, um den "Freien Willen" bejahen zu können, denn wir warten ja nicht immer ab oder ließen die Würfel entscheiden.
Mir geht ooch nüscht ohne irgendwelche Sinnesreize - und oft scheint mir zufällig, auf welche ich und wie reagiere, aber jetzt z.B. dieses Posting an Dich, das wollte ich schon gestern schreiben, weil mir immer wieder spannend, wie weit es mit dem "Freien Willen" sein kann.
So ist es mit dem "Freien Willen" wie mit anderen "letzten Fragen", die man sich nicht immer zuerst beantworten muss.
Und gleich muss ich los, denn die Arbeit ruft, aber ich "wollte" es noch kurz ausplaudern - "aus freien Stücken" ;-)