Lieber Peter Friedrich, ich unterstellte nichts, sondern ließ nur wissen, dass ich bei all meiner wirklich extremen, jugendlichen Aufmüpfigkeit überhaupt nichts davon hielt, z.B. mit Steinen zu werfen.
Und das, obgleich ich apokalyptische Polizeigewalt erlebte, denn mitunter konnte ich "verstehen", dass Steine fliegen, aber ich war immer dagegen,
- weil ich keinen Kontrollverlust mag und Phantasie dafür habe, was aus welchem Tun folgen und ich nicht verantworten kann,
- weil ich Leut' wie Joschka Fischer verachtete, die sich mit albernen Parolen ihre Gewaltorgien gegen den Staat ihre intellektuelle Langeweile vertrieben, ehe sie dann selbst Staat wurden und uns an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligten.
In all diesen Mutanten sind eben Konstanten, die nicht meine sind.
Trotzdem wurde ich oft verhaftet und misshandelt, weil ich per Lautsprecherwagen polizeilichen Demonstrationsauflösungen widersprach, weil ungerechtfertigt, wie oben beschrieben.
Eines schönen Tages am Strand der sizilianischen Ortschaft Fontane Bianche gab ich Surfunterricht und bemerkte, dass mir nicht nur Bewunderer zuschauten, sondern irgendwie merkwürdig auch ein Mittdreißiger.
Als ich Pause machte, kam er zu mir und fragte, ob ich verzeihen könne. - Kommt drauf an, man hatte mir Tage zuvor die gesamte Foto- und Filmausrüstung gestohlen - mit vielen Filmen von Rom, von meinem Windsurfen bei grenzwertigem Unwetter am Westzipfel Siziliens, was ich nie wiederholen würde und schmerzte.
Es ging um anderes: Er bat um Entschuldigung für eine mir passierte Festnahme, bei der im Mannschaftswagen der Polizei die Fäuste flogen. Ich hatte es weniger schlimm in Erinnerung, denn durchtickende Polizei zu häufig erlebt und vermag auch Deckung und Verhalten, die das Verletzungsrisiko verringern.
Er sei dabei gewesen. Nun, für mich hatten alle gleich ausgesehen - und ich fand es beachtlich, dass er sich seiner Beteiligung bekannte.
Er habe bald darauf den Dienst quittiert, denn es waren im solcher Erlebnisse zu viel - und auch die Zahl der Einsätze, die ihm und seiner Familie jeden Feierabend nahmen, was eben auch dazu führte, dass die Einsatzkräfte wenig Sympathie für Demonstrationen haben - bis hin zu Hassgewalt, um das in Berlin nahezu tägliche Demonstrieren abzukürzen.
So genau hatte ich es mir leider nie überlegt, obgleich so plausibel. Und dann hätte ich vieles anders über die Lautsprecher gesagt. - Ich dankte dem ExPolizisten aufrichtig.
Fehler passieren uns allen. Meine Biografie zeugt davon, wie sehr sich guter Wille verirren kann, wenn er bloß die Seiten der Falschmacher wechselt, wie es in Zeiten des Kalten Krieges keine Seltenheit war. Und ich sah es immer, aber zu oft mit viel zu wenig Konsequenz.
Schon deshalb verbietet sich mir, anderen die Lernfähigkeit abzusprechen. - Auf die Lernwilligkeit kommt es an.